Kritik an mangelnder Perspektive in Pflegeberufen
Die berufliche Perspektive für Pflegekräfte sei von zentraler Bedeutung für die Zukunft dieses Berufs, sagt Jochen Werner, Direktor des Universitätsklinikums Essen. Man habe sich zu wenig um eine lebenslange Berufsplanung der Pflegekräfte gekümmert. "Pflegekräfte verlassen eindeutig zu früh ihren Beruf, um eine andere Tätigkeit auszuüben", beklagt Werner.
Im Gegensatz zu Ärzten gebe es für Pflegekräfte nur geringe Aufstiegsmöglichkeiten. Wenn eine 18-jährige Person in die Pflege einsteige, sei in vielen Fällen im Alter von 30 Jahren das Ende der beruflichen Entwicklung erreicht. Werner argumentiert für "eine stärkere Personalentwicklung, angepasst an unterschiedliche Lebensphasen und gesundheitliche Aspekte". Wenn Pflegekräfte körperlich oder seelisch nicht mehr in der Lage seien den Beruf auszuüben, könnten sie beispielsweise weiterqualifiziert werden und als Lehrkräfte für den Unterricht von Krankenschwestern und Pflegern arbeiten, meint Werner.
Laut einer aktuellen Studie des Gesundheitsministeriums Nordrhein-Westfalens liegt die mittlere Verweildauer von Gesundheits- und Krankenpflegenden in NRW bei etwa 18 Jahren, in der Altenpflege bei 13 Jahren, schreibt das Ärzteblatt. Und nur die Hälfte davon sei tendenziell zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Beruf. Das findet Werner "alarmierend". Er fordert eine stärkere Durchlässigkeit verschiedenen Berufsbilder und eine stärkere Spezialisierung der Pflegeberufe. In Essen habe man beispielsweise mit der FOM-Hochschule, einer staatlich anerkannten privaten Hochschule, einen Studiengang "Pflege und Digitalisierung" entwickelt.