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18. Januar 2023 | 07:00 Uhr
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Der Frust in der Pflege wird immer größer

Die Stimmung in der Pflege wird immer schlechter. Das dokumentiert der aktuelle Care Klima-Index des Marktforschungsunternehmens Ipsos. Unzufrieden sind professionell Pflegende vor allem mit der Politik, die kein Interesse an der Pflege habe. Eine Mehrheit glaubt, dass die Pflegeversorgung in den nächsten zehn Jahren nicht sichergestellt werden kann. Denkwürdig auch, dass nur jeder zehnte seiner Profession eine "hochwertige Pflege" bescheinigt.

Frust  Menschen mit Emojis vorm Gesicht iStock Rawpixel.jpg

Die Stimmung in der Pflege ist auf einem neuen Tiefpunkt angekommen

Der Care-Klima-Index zeichnet ein düsteres Bild von der aktuellen Situation auf dem deutschen Pflegemarkt. Das jährlich von Ipsos erhobene Pflege-Klima bleibt auch dieses Jahr unterhalb der
100er-Grenze, die vergleichbar mit der Nulltemperatur eines Thermometers ist. Der Wert fällt von 95 Punkten aus dem Vorjahr auf 93 Punkte. Der Frust über den Zustand der Pflege ist groß.

Ipsos befragt für den Care-Klima-Index seit 2017 jährlich 1.000 Personen aus verschiedenen Berufs- und Zielgruppen. Dazu zählen professionelle Pflegekräfte, Arbeitgeber in der Pflege, Ärzte und Apotheker, Kostenträger, Kommunen und Verbände sowie Haushalte, die selbst Pflege benötigen.

Pflege hat keine Priorität in der Politik 

Die größte Unzufriedenheit herrscht mit der Politik. Dort habe die Pflege keine Priorität. So stufen 80 Prozent der Befragten den politischen Stellenwert der Pflege im Vergleich zu anderen Themen als niedriger ein – ein Negativrekord seit 2017. Dieser Anteil wird von der Berufsgruppe Pflege unter den Umfrageteilnehmern mit einer Zustimmungsquote von 90 Prozent sogar noch getoppt. Auffallend negativ äußern sich auch die Kostenträger.

Künftige Pflegeversorgung ist nicht sicher

Jeder zweite Studienteilnehmer (51%) glaubt nicht, dass die Pflegeversorgung in den kommenden zehn Jahren sichergestellt werden kann – der negativste Wert seit fünf Jahren aus Sicht aller Befragten des Care-Klima-Index. Die Berufsgruppe Pflege ist diesbezüglich besonders pessimistisch mit sieben von zehn Befragten (70%), die nicht daran glauben, dass die Versorgung im nächsten Jahrzehnt gewährleistet werden kann.

Starke Selbstzweifel unter beruflich Pflegenden

Im Vergleich zum Vorjahr steigt auch die negative Wahrnehmung der Pflegenden zu den eigenen Arbeitsbedingungen. 55 Prozent der Berufsgruppe Pflege erteilen den Voraussetzungen in ihrem Job das Urteil "schlecht". Auffällig ist die harsche Selbstkritik der Berufsgruppe Pflege mit ihrer eigenen Pflegequalität. Nur jeder Zehnte attestiert seiner Profession "hochwertige Pflege". 

"Die Ergebnisse zeigen die Dringlichkeit auf, mit der das Fundament für eine gesicherte Pflege in Deutschland zeitnah gegossen werden muss", sagt Stephanie Hollaus, Pflegeforschungsexpertin bei Ipsos. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten einmal mehr, wie wichtig es ist, Stimmungen in einem so bedeutenden Markt wie der Pflege zu messen. Der Care-Klima-Index sei eine Art Frühwarnsystem. "Denn was bringen die besten Gesetzesänderungen und Maßnahmen, wenn sie auf Seiten der Betroffenen keine spürbaren Veränderungen nach sich ziehen", so Hollaus.

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