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20. Januar 2025 | 07:00 Uhr
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Drei typische Merkmale von insolventen Pflegeheimen

"Warum gehen Pflegeunternehmen in die Insolvenz?" Diese simple und zugleich spannende Frage stellt ein Teilnehmer des Contec Forums, einer Netzwerkveranstaltung für die Altenpflegebranche in Berlin, Steffen Gramlich (Foto). Er ist einer der vier jungen Manager auf dem Podium und Geschäftsführer der HPR Hanseatische Pflegeresidenzen, er muss es wissen: HPR hat einige insolvente Betriebe übernommen. Ein typisches Merkmal sei, sagt Gramlich, dass die Einrichtungsleitung nachlässig ist und die Führungskräfte vor Ort keine Verantwortung übernehmen.

Steffen Gramlich auf dem Contec Forum im Januar 2025 in der Podiumsdiskussion "Machen statt Klagen"    

"Die Führungskräfte sind häufig nicht verbindlich, nicht verlässlich und ehrlich und sie gehen Problemen aus dem Weg", sagt Gramlich. In vielen Fällen beobachten der Geschäftsführer und sein Team, dass sich die Leitungen insolventer Einrichtungen nicht um die Belange der Mitarbeiter kümmern. Gramlich nennt ein Beispiel: "Sie investieren selbst in kleine Dinge nicht. Da funktionieren in einem Bereich drei von vier Fäkalienspülen nicht – und nichts passiert. Die Pflegekräfte müssen mit den Bettpfannen und Urinflaschen lange Wege über die Flure zurücklegen und werden unzufrieden. Dann gehen zwei Mitarbeiter und die Probleme fangen an, sich zuzuspitzen."

Häufig nehmen Gramlich und sein Team das Desinteresse der Leitung schon beim ersten Betreten der Einrichtung wahr, sagt der Chef der HPR Hanseatische Pflegeresidenzen aus Hamburg. Die Wege sind nicht gefegt, der Rasen ist nicht gemäht, an Wänden und Decken hängen Spinnennetze.              

Niemand kümmert sich um die Belegung, Pflegesatzverhandlungen werden schlecht geführt

Weiteres typisches Merkmal eines insolventen Pflegebetriebs laut Gramlich: Niemand hat sich richtig gut um die Belegung gekümmert. "Die Belegung ist ein zentrales Thema, dafür muss es bei der Leitung unbedingt ein Bewusstsein geben." Drittes Merkmal: Die Pflegesatzverhandlungen werden schlecht, unregelmäßig oder gar nicht geführt.

Doch wie können Geschäftsführungen und Vorstände dafür sorgen, dass die Leitung vor Ort mit der richtigen Haltung arbeitet, sprich, mit echtem Interesse am Wohlergehen der Einrichtung arbeitet? Gramlich: "Man muss ihr in jedem Fall gewisse Freiheiten zugestehen und ihr einen individuellen Blick auf die Einrichtung erlauben. Wenn sie selbst mitgestalten darf, so unsere Beobachtung, geht sie die Themen ganz anders an und übernehmen Verantwortung."   

An der Podiumsdiskussion "Machen statt Klagen" auf dem Contec Forum Mitte Januar nahmen neben Steffen Gramlich teil: Sonja Janssen, Regionalleiterin bei der Cura Seniorenwohn- und Pflegeheime (Dienstleistung), Marc Urban, Prokurist und Leitung IT Senioren-Park bei Carpe Diem und Felix Märtin vom Trägerwerk Soziale Dienste Wohnen plus. Alle vier Diskutanten gehören zu den vom Pflegemarkt.com gekürten "Top 40 unter 40 im Management der Pflege 2024".    

Kirsten Gaede    

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