Was heute in der Altenpflege besser läuft als früher
Zwei Einrichtungsleiter (Foto) vom Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn schauen sich zum 100-jährigen Jubiläum des Altenzentrums St. Josef in Arzbach die alten Fotos an – und ihnen wird wieder einmal klar: Die Altenpflege hat große Fortschritte gemacht, Pflege und Betreuung sind heute vor allem stärker auf die Bewohner ausgerichtet.
Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn/Pöritzsch
Carsten Bachert und Anja Kohlhaas merken, dass die Bewohnerzentriertheit den Mitarbeitern mehr Flexibilität abverlangt
Heute müssen sich nicht mehr in die Abläufe einfügen, heute gilt vielmehr: Die Abläufe müssen sich nach den Bewohnern richten. Einrichtungsleiterin Anja Kohlhaas gibt ein Beispiel: "Heute entscheiden die Menschen selbst, wann sie aufstehen, wann sie duschen, was sie essen. Es gibt beispielsweise keine Badetage mehr. Und ja – auch das Recht, mal zu sagen: ‚Ich will nicht‘, gehört dazu."
In der Biografiearbeit geht es um Details, etwa das Lieblingsparfüm
Auch wird Altenpflege immer mehr als Beziehungsarbeit begriffen: "Wir erleben Menschen in ihrer letzten Lebensphase", sagt Einrichtungsleiter Carsten Bachert. "Da geht es nicht nur um Körperpflege. Es geht um Würde, um Vertrauen, um Begleitung." Vor allem die Biografiearbeit hat heute einen ganz anderen Stellenwert: "Wir müssen nicht unbedingt wissen, was jemand beruflich gemacht hat, wir müssen wissen, was ihm wichtig ist. Wie jemand gerne schläft. Welches Parfum sie mag. Ob er eine zweite Decke braucht", sagt Kohlhaas. "Es sind die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen."
Dass heute mehr Individuelle Herangehensweise und mehr Zugewandtheit gefordert sind, verlangt Mitarbeitern aber auch mehr Flexibilität ab. "Pflegekräfte müssen priorisieren können. Und sie brauchen die Freiheit, im richtigen Moment innezuhalten. Wenn jemand reden will, dann muss das möglich sein. Das gehört zur Würde", meint Bachert.
Es geht heute viel mehr um Prävention und Prophylaxen
Was den beiden Chefs außerdem auffällt: Die Prävention spielt heute eine große Rolle. "Früher wurde oft erst gehandelt, wenn das Problem da war. Heute denken wir vorausschauend - wir beobachten, dokumentieren, beugen vor", sagt Kohlhaas. "Wenn jemand stürzt, ist das heute nicht mehr einfach ein Unfall - es ist ein Alarmsignal, das uns zeigt, dass wir handeln müssen."
Nicht zuletzt ist auch die Digitalisierung ein Segen, denn sie erlaubt eine Analyse und Zusammenführung von Sturzursachen, die früher kaum möglich war.