Hohe Unzufriedenheit unter philippinischen Pflegefachkräften
Nur 17 Prozent der hier arbeitenden philippinischen Pflegefachkräfte würden befreundeten Kollegen auf den Philippinen ihren aktuellen Job empfehlen. Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich "nicht willkommen", 64 Prozent empfinden sich in ihren fachlichen Qualifikationen abgewertet. So lautet das Ergebnis einer Studie der interkulturellen Beraterin Grace Lugert-Jose (Foto), die sich auf die Integration ausländischer Pflegefachkräfte in Deutschland spezialisiert hat.
"Die Ergebnisse der Studie zeigen erhebliche Schwachpunkte der bisherigen Integrationsbemühungen in Deutschland auf", sagt Grace Lugert-Jose. "Vor allem wenn man die Zufriedenheit der philippinischen Pflegefachkräfte hierzulande mit der in anderen Ländern vergleicht. In Großbritannien sind 71 Prozent der philippinischen Pflegefachkräfte zufrieden. Hohe Zufriedenheitswerte gibt es auch in den USA. Auch in anderen EU-Ländern wie Finnland scheint die Zufriedenheit höher zu liegen."
Ein zentrales Thema für die angeworbenen Fachkräfte sei fehlender Respekt und die mangelnde Anerkennung der Kollegen. So stimmen der Frage "Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Qualifikationen und bisherige Berufserfahrung in Ihrem derzeitigen Job wertgeschätzt werden?" nur 17 Prozent voll zu. Dem stehen 64 Prozent Ablehnung gegenüber. Aus den offen formulierten Antworten werde deutlich, dass dieses Problem in erster Linie mit den Kollegen und direkten Vorgesetzten wahrgenommen wird.
22 Prozent der Befragten gaben laut Lugert-Jose in den offenen Antworten an, Diskriminierung und Rassismus aufgrund der Herkunft zu erfahren. Rassismus äußere sich in vielen Fällen subtil und auch über die Zuschreibung minderwertiger Qualifikationen. "Warum es konkret zu den negativen Erfahrungen kommt, ist sehr unterschiedlich", sagt Grace Lugert-Jose. "Natürlich gibt es Fälle von echter Fremdenfeindlichkeit. Oft erscheint auch die Stammbelegschaft überfordert mit der Tatsache, dass immer mehr ausländische Fachkräfte in Deutschland arbeiten."
Grace Lugert-Jose leitet aus der Studie Empfehlungen für Arbeitgeber ab. Demnach müsse die allgemeine Erwartungshaltung gegenüber der Stammbelegschaft realistisch und transparent kommuniziert werden sowie die Kompetenzen der neuen Kollegen und die Abweichungen zur deutschen Ausbildung klar gemacht werden. Es müsse mehr Verständnis für die Situation von Menschen geschaffen werden, die neu in einem Land sind und sich anpassen müssen. Die Arbeitgeber sollten zudem interkulturelle Trainings und intensive Sprachfördermaßnahmen, wie zum Beispiel Sprachtrainings und den Einsatz in kommunikationsstarken Stationen in den ersten Monaten priorisieren.