Immer mehr Premium-Angebote für Seniorenwohnen
Augustinum, Tertianum, Pro Seniore – das sind die traditionellen Anbieter von Seniorenwohnen im Premiumsegment. Doch die Nachfrage steigt deutlich, deshalb drängen gerade mehr Betreiber in diesen Bereich: etwa Schönes Leben, die Specht Gruppe aus Bremen und das Unternehmen "The Flag" aus Attendorn in Nordrhein-Westfalen, das jetzt seine erste Senioren-Wohnanlage in Lugano in der Schweiz (Foto) eröffnet.

The Flag
Blick aus der The-Flag-Wohnanlage in Lugano
So stemmen Sie den Generationswechsel in der Pflege
Bis 2035 wird rund jede fünfte Pflegefachkraft altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden – und die nachrückende Generation Z bringt völlig neue Erwartungen mit. Wer junge Fachkräfte binden und gleichzeitig wirtschaftlich handlungsfähig bleiben will, braucht klare Strategien, zeitgemäße Strukturen und ausreichend Liquidität. Mit Factoring lassen sich Investitionen in Personal und Digitalisierung auch in angespannten Zeiten stemmen. Care vor9
Rolf Specht, Gründer und Chef der Specht Gruppe, erinnert sich noch gut an "Sunrise Assisted Living": Das US-amerikanische Unternehmen versuchte in den Nullerjahren in Deutschland mit Premium-Seniorenwohnen Fuß zu fassen – doch es scheiterte. "Viele Ältere waren damals noch nicht bereit, so viel Geld für Komfort auszugeben. Doch das hat sich inzwischen geändert. Das Thema Erben spielt im gehobenen Mittelstand nicht mehr eine so große Rolle, die meisten Kinder verdienen selbst gut und sind froh, wenn ihre Eltern gut unterkommen."
Auch der Betreuungsberater "Pflege Panorama" stellt eine geradezu rasant steigende Nachfrage im Luxus-Segment fest: Während 2020 nur acht Prozent der Senioren eine "hochwertige Wohnlösung" gesucht hätten, seien es heute bereits 22 Prozent. Von einer wachsenden Nachfrage um 35 Prozent bis 2030 spricht die Beratungsfirma mit dem nicht näher ausgeführten Verweis auf "aktuelle Marktforschungen".
Brina und The Flag konzentrieren sich auf das Premium-Segment
Selbst wenn diese Zahl zu hoch gegriffen sein sollte: Die Strategien der Anbieter bestätigen den Trend. Für die Specht Gruppe ist das Premium-Segment eine willkommene Ergänzung zur stationären Pflege, deren Bedingungen nicht nur Specht, sondern fast alle Betreiber als zunehmend lähmend empfinden.
Aber es gibt auch Anbieter, die sich ganz auf den Luxus-Bereich konzentrieren. Da sind längst nicht nur die alten Bekannten, das Augustinum und das Tertianum. Unter den Betreibern findet sich etwa der Anbieter Brina mit Standorten in Düsseldorf und Osnabrück sowie das Unternehmen "The Flag", das auch Hotels, Serviced Apartments und trendige Unterkünfte für erfolgreiche "Young Professionals" im Portfolio hat.
The Flag bietet bereits Seniorenwohnen in Attendorn und Dülmen in Nordrhein-Westfalen an sowie in Linz am Rhein in Rheinland-Pfalz. Im Mai eröffnet es eine weitere Wohnanlage in Lugano mit 70 Apartments, die es möbliert oder unmöbliert in Größen zwischen 38 und 88 Quadratmetern gibt. In der Ankündigung ist von "Dienstleistungen und Annehmlichkeiten" für "Best Ager" die Rede und von "Longevity- und Wellbeing-Angeboten sowie Fitnessprogrammen". Auch Unterstützung wird in den Flag-Senioren-Apartments ermöglicht, "falls Sie diese einmal benötigen", wie es auf der Flag-Website zum Angebot in Dülmen heißt. Selbst pflegerische Leistungen könnten hinzugezogen werden, sagt eine Unternehmenssprecherin. Aber sie stehen, so scheint es, nicht im Mittelpunkt.
Unter Luxus verstehen Senioren vor allem gesundheitliche Sicherheit
Dabei ist für Senioren laut "Pflege Panorama" die gesundheitliche Sicherheit mit 93 Prozent der wichtigste Luxus-Aspekt, erst danach kommen erstklassiger Service (89%) und gesellschaftliche Teilhabe (78%). Hier haben Betreiber, die aus dem Pflegegeschäft kommen, einen eindeutigen Vorteil: Specht kombiniert das Premium-Wohnen für Senioren am Standort bei Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach bereits mit ambulanter Pflege. Die Bewohner könnten bis Pflegegrad 3 bleiben, wenn nicht gar 4. Diese Kombination soll auch auf das zweite, sich gerade in Bau befindende Premium-Angebot in Cuxhaven ausgeweitet werden.
Kirsten Gaede