Warum ein Berliner Heim keine Sozialhilfeempfänger aufnimmt
Ungewöhnlich offene Worte: Matthias Küßner, Leiter einer Berliner Seniorenresidenz mit 106 Bewohnern, spricht offen über seine schwierige Lage. Steigende Kosten und eine angespannte Finanzierung würden sein Haus zu drastischen Maßnahmen zwingen: Sozialhilfeempfänger lässt er nicht einziehen, weil er jeden Euro braucht. "Das ist ganz schlimm, menschlich ist das ein Wahnsinn, was wir da machen", sagt Küßner im Interview. Aber ihm bleibe keine Wahl.
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Ein Platz im Pflegeheim wird immer mehr zum Luxusgut
Handlungsbedarf erkennen: WLAN-Zugang wird zur Pflicht
Seit der Corona-Pandemie ist klar, wie wichtig Internetzugang für soziale Kontakte vulnerabler Gruppen ist. Laut MDK (2023) boten nur 63 Prozent der Heime Bewohnern Internet im Zimmer. Bis 2025 soll eine bundesweite Regelung Internet und WLAN in Pflegeheimen verpflichtend machen. Mit Business WiFi von Vodafone steht eine einfache Lösung aus einer Hand bereit. Care vor9
Küßner ist Heimleiter der Procurand-Seniorenresidenz Bölschestraße in Berlin und schildert im Interview mit dem RBB ausführlich seine Zwänge. Er habe finanziell keinen Spielraum und nehme deshalb keine Sozialhilfeempfänger auf. "Das Sozialamt zahlt an uns pro Bewohner und Tag 4,50 Euro weniger als Selbstzahler", sagt Küßner. Wenn man das aufrechne, sei das "eine immense Summe, die ich mir einfach nicht erlauben kann".
Dennoch habe er durch die ständig steigenden Kosten mittlerweile 15 Bewohner, die auf Sozialhilfe angewiesen seien. "Eingezogen sind sie noch als Selbstzahler", sagt Küßner. Den Weg zur Sozialhilfe bezeichnet Küßner für die Bewohner als Odyssee. Und solange der Antrag nicht durch sei, bleibe das Pflegeheim im Minus, so der Heimleiter. "Im Moment schuldet uns das Sozialamt noch 35.000 Euro von den letzten Monaten."
Zum Jahreswechsel könnte sich die Situation weiter verschärfen. Denn nach einer Erhöhung der Preise um 500 Euro zu Beginn des Jahres wegen des Tariftreuegesetzes, wird ein Heimplatz bei Küßner ab kommenden Jahr erneut 400 Euro teurer pro Monat. "Die Lebensmittelpreise sind gestiegen, Reparaturen kosten mehr, und auch die Kosten für Instandhaltung gehen immer weiter nach oben", erklärt er. Die finanzielle Lage sei kritisch, zumal die Erstattungen der Pflegekassen nicht mit de steigenden Kosten mithielten.
Thomas Hartung