Wenn es im Pflegeheim brennt: Tür zu statt selbst löschen!
Zwei Menschen in Aschaffenburg und Mannheim haben diese Woche durch einen Brand im Pflegeheim ihr Leben verloren. Sie waren nicht die ersten in diesem Jahr, insgesamt dürften es gut 15 Tote sein. Ob sie alle hätten verhindert werden können, lässt sich schwer beantworten. Experten sind aber überzeugt, dass Mitarbeiter bei einem Brand oft nicht an das Wichtigste denken: die Türen zu schließen und den Brand einzugrenzen. Oft rennen sie stattdessen als erstes los, um den Feuerlöscher zu holen.
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Egal, ob Brandschutzschulungen online oder praktisch stattfinden: Im Mittelpunkt steht oft der Feuerlöscher. Unter freiem Himmel können die Teilnehmer selbst probieren, ihn richtig einzusetzen (Abstand, Winkel – alles muss stimmen), online bekommen sie es auf einer Skizze gezeigt und erfahren dazu, für welche Stoffe Feuerlöscher geeignet sind und für welche nicht. "Das beobachte und höre ich tatsächlich sehr häufig, dass bei Brandschutzunterweisungen das Kernthema immer Feuerlöschübungen sind – das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Schulungen oft von Herstellern veranstaltet werden oder von Sachverständigen, die eng mit ihnen verbunden sind", sagt Frieder Kircher, der bei der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (VFDB) den Vorsitz für das Referat Brandschutzaufklärung und -erziehung innehat.
Wenn Laien versuchen zu löschen, verschlimmern sie oft die Situation
Für das Laienpublikum sollte das Feuerlöschen ganz am Ende der Prioritätenliste stehen. "Das Feuerlöschen ist Aufgabe der Feuerwehr, Laien sind damit sehr oft überfordert. Vor allem passiert es Laien leicht, dass sie alles noch viel schlimmer machen, wenn sie es als wichtigste Aufgabe sehen, einen Brand zu löschen. Typisches Beispiel: Sie öffnen die Tür vom Bewohnerzimmer, sehen, dass der Vorhang Feuer gefangen hat, und rennen den Flur runter, um den Feuerlöscher zu holen. Durch die offene Tür entsteht aber ein Luftzug, der das Feuer beschleunigt, außerdem kann das Feuer jetzt auf andere Räume, etwa den Flur übergreifen", erklärt der gelernte Feuerwehrmann Kircher.
Es gibt nur wenige Situationen, in denen es sinnvoll ist, dass Laien den Brand selbst bekämpfen. "Wenn ein Aschenbecher brennt oder ein Stück Papier auf dem Tisch, dann bekommt man das als Laie meistens noch hin. Aber beim Vorhang zum Beispiel ist es fast aussichtslos – der Brand breitet sich einfach zu schnell aus", sagt Kircher.
Insgesamt gibt es drei Gründe, die einen Löschversuch rechtfertigen:
- Es besteht Aussicht auf Erfolg
- Es gibt keine Alternative, weil Menschenleben in Gefahr ist
- Das Risiko für den Löschenden ist akzeptabel
Für das Vorgehen im Brandfall gibt es eine ganz klare Handlungsreihe beim Entdecken eines Feuers, die der VFDB auch in der "Fachempfehlung: Verhalten im Brandfall in Pflegeeinrichtungen" zusammen mit dem Deutschen Feuerwehrverband (DFV) formuliert hat:
- Ruhe bewahren
- Brand eingrenzen (Türen schließen!)
- Feuerwehr alarmieren
- Retten oder Evakuierung
- Brandbekämpfung (nur wenn machbar!)
- Auf Feuerwehr warten
"Man kann es gar nicht oft genug wiederholen, dass es als Mitarbeiter viel wichtiger ist, den Brand zu begrenzen als zu versuchen, ihn zu löschen. Close the door – das ist auch in den USA die wichtigste Handlungsanweisung", meint Kircher. In der Fachempfehlung ist der Grundsatz farbig hervorgehoben: "Das Schließen der Türen zur Verhinderung der Rauchausbreitung ist von wesentlicher Bedeutung für die Rettung von Personen aus der Gefahrenzone."
Weil das Prinzip Close the door so wichtig ist, werden Brandschützer auch nicht müde, darauf hinzuweisen, Türen immer geschlossen zu halten, denn sie bilden für eine gewisse Zeit Schutz gegen Feuer und Rauch. Vor allem Brandschutztüren sind ausdrücklich dafür gemacht, im Falle eines Feuers an strategisch zentralen Stellen seine Ausbreitung zu verhindern. Sie sollten deshalb niemals mit einem Keil offengehalten werden. Darauf wird in allen Schulungen hingewiesen. "Doch es passiert immer noch viel zu oft, dass sie in der Hektik des Notfalls nicht geschlossen werden", sagt Kircher. Genauso wie Fluchtwege immer wieder mit Betten und anderen Möbeln verstellt werden.
Kirsten Gaede