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12. November 2023 | 17:50 Uhr
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Zwei Drittel der ambulanten Pflegedienste schreiben Verluste

Fast drei Viertel der ambulanten Pflegedienste in Deutschland bezeichnen ihre wirtschaftliche Situation als "angespannt". Knapp zwei Drittel erwarten in diesem Jahr ein Defizit, auch wegen des Zahlungsverzugs von Kassen und Sozialhilfeträgern, zeigt eine Umfrage der Diakonie unter mehr als 500 Diakonie-Anbietern ambulanter Pflege. "Die Umfrage ist ein Alarmsignal. Die häusliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist akut gefährdet", sagt Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide (Foto).

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Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide schlägt Alarm: Ambulante Pflege ist in Gefahr

Laut Umfrage schätzen 73 Prozent der ambulanten Diakonie-Pflegedienste ihre wirtschaftliche Situation als angespannt ein. 54 Prozent haben bereits im Jahr 2022 ein Jahresdefizit verbucht. 62 Prozent erwarten demnach für das Jahr 2023 ein negatives Ergebnis. Etwa ein Drittel der ambulanten Pflegedienste hat nur noch eine Liquiditätsreserve von drei Monaten oder weniger. Und fast jeder zehnte Pflegedienst sieht seine Existenz gefährdet, so dass er möglicherweise in den nächsten zwei Jahren schließen muss.

Angesichts dieses Feedback der Diakonie-Pflegedienste schlägt Vorständin Loheide Alarm. "SOS – ambulante Pflegedienste in Gefahr", überschreibt die Diakonie ihre Pressemitteilung. Ihre wirtschaftliche Lage spitze sich immer weiter zu und das gefährde die Versorgung. "Denn ambulante Pflegedienste sind eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitssystems", sagt Loheide. 

Von den rund 4,9 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden 84 Prozent zu Hause versorgt. Davon nehmen rund 30 Prozent Pflegesachleistungen durch einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch, so die Diakonie. Die übrigen 70 Prozent werden teilweise ebenfalls durch ambulante Pflegedienste im Bereich der häuslichen Krankenpflege versorgt. 

Fachkräftemangel, Kostensteigerung und Zahlungsverzug schuld

Zentrale Ursachen der schlechten Wirtschaftslage sind der Fachkräftemangel, die wegen der gestiegenen Personal- und Sachkosten nicht mehr ausreichende Vergütung, aber auch der Zahlungsverzug der Kostenträger. "Die Kranken- und Pflegekassen, aber auch viele Kommunen als Sozialhilfeträger lassen sich bei der Bezahlung von Rechnungen sowie bei den Vergütungsabschlüssen zu viel Zeit", kritisiert Loheide.

"Steigende Personalkosten aufgrund von Tarifsteigerungen oder sehr hoher Krankenstände werden von den Kostenträgern nicht oder zu spät anerkannt." Dies treibe die Dienste in eine existenzielle Krise. Loheide fordert Sofortmaßnahmen: "Die Pflegedienste können nicht dauerhaft in Vorleistung gehen. Wir brauchen eine bessere Zahlungsmoral. Tarifsteigerungen müssen in den Vergütungen umgehend berücksichtigt werden, Vergütungsverhandlungen dürfen nicht verschleppt werden." 

An der Umfrage haben im Juni und Juli 526 Träger ambulanter Pflegedienste und Diakoniestationen teilgenommen, die knapp 1.500 Standorte betreiben. Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage finden Interessierte auf der Website der Diakonie.

Thomas Hartung

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