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2. April 2024 | 21:06 Uhr
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Sprach-Dokumentation statt Notizen auf dem Unterarm

Im Senioren-Park Carpe Diem im hessischen Niederselters gehört die Zeit, in der Pflegekräfte aus Zeitmangel kurze Notizen auf den Unterarm schrieben, der Vergangenheit an. Vor kurzem wurde hier die sprachgesteuerte Dokumentations-App "Voize" eingeführt. Diese automatisiert den Prozess der Pflegedokumentation auf einfache Weise. Die Pflegekräfte sprechen Blutwerte, Trinkmengen oder Medikamentengaben frei am Smartphone ein – und das direkt im Zimmer des Bewohners.

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Carpe-Diem-Pflegekräfte in Niederselters haben das Smartphone immer dabei und sprechen ihre Dokumentation hinein

Die App überträgt die Spracheingabe per Schnittstelle in das Dokumentationsprogramm. Ein Eintrag am PC dauert im Durchschnitt zehn Minuten, mit Voize ist er innerhalb weniger Sekunden erledigt, wie Einrichtungsleiter Marius Stinner berichtet. Er sieht die Einführung der neuen Software als große Chance, Bürokratieprozesse abzubauen und den Mitarbeitern den Pflegealltag zu erleichtern. Der Senioren-Park in Hessen übernimmt dabei eine Vorreiterrolle. "Wir wollen damit die Rahmenbedingungen in der Pflege verbessern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken."

Die Unterarm-Notizen sind in der Pflegebranche weit verbreitet, wie Pflegedienstleiterin Isabell Eifert bestätigt. Nun wurde der Stift gegen das Handy ausgetauscht. Bewohner und Angehörige haben sich bereits an den Anblick der Pflegekräfte gewöhnt, die permanent das Smartphone bei sich tragen. Die Pflegekräfte spüren die Vorteile der neuen Technologie bereits nach kurzer Zeit deutlich. "Es bleibt definitiv mehr Zeit, da man nicht im Nachgang am Computer dokumentieren muss", sagt Dokumentationsexpertin Yvonne Weitershausen-Willhardt.

Allein in Niederselters 1.400 Einträge pro Tag

Im Senioren-Park Niederselters wurden für die App-Dokumentation zwölf Smartphones angeschafft und das W-Lan-Netz ausgebaut. "Die App funktioniert aber auch ohne Internetverbindung", versichert IT- und Projektleiter Marc Urban. 

Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) werden die Spracheingaben unter Berücksichtigung der Rechtschreibung und Zeichensetzung den entsprechenden Kategorien zugeordnet und abgespeichert. Auch Dialekte, beispielsweise von ausländischen Mitarbeitern, werden erkannt. Die Mitarbeiter im Senioren-Park sprechen bis zu 1.400 Berichtseinträge pro Tag ins System ein, die dann bei Arztvisiten oder Schichtwechseln direkt zur Verfügung stehen.

App soll in allen Carpe-Diem-Einrichtungen kommen

Für das Unternehmen ist die Investition in die Voize-App keine Maßnahme zur Rationalisierung und Mitarbeitereinsparung. "Wir müssen die Fachkraftquote bedienen", betont Marc Urban. Dem Träger geht es vielmehr um den Abbau von Bürokratieprozessen und die Entlastung der Pflegekräfte. Bisher werden solche Investitionen in die Digitalisierung nicht gefördert, wie der Projektleiter anmerkt. 

Für die geschulten Mitarbeiter des Senioren-Parks gehört das Smartphone bereits ganz selbstverständlich zum Arbeitsalltag. "Wir merken schon jetzt eine Entlastung – nach nur drei Wochen", berichtet Isabell Eifert begeistert. Nach und nach sollen alle 35 Senioren-Wohn- und Pflegeeinrichtungen von Carpe Diem in Deutschland mit der Voize-App ausgestattet werden.

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