An mehreren Ambiente-Care-Standorten warten Mitarbeiter seit knapp zwei Wochen auf ihr Novembergehalt. Am Standort in Unna ist es nun am Donnerstagabend (11. Dezember) auf den Konten der Beschäftigten eingetroffen, berichtet eine Mitarbeiterin. Care vor9 hat in der Unternehmenszentrale angefragt, ob das auch für die anderen Standorte gilt, aber bisher keine Antwort erhalten. In den Ambiente-Care-Häusern haben sich zuletzt außergewöhnlich viele Mitarbeiter krank gemeldet – vermutlich wegen der ausstehenden Gehälter.

In Bad Kissingen hat sich die Krise im Ambiente Care Parkwohnstift wegen ausbleibender Gehälter so zugespitzt, dass jetzt das Diakonische Werk Schweinfurt anbietet, Bewohner in seinen Einrichtungen unterzubringen. Das hat Vorstand Carsten Bräumer (Foto) auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekanntgegeben. Am Ambiente-Care-Standort Unna bei Dortmund, wo es für den gestrigen Mittwoch Streikdrohungen gab, sollen sich viele Pflegekräfte krankgemeldet haben.

Ambiente Care hat die eigentlich zum 28. November fälligen Gehälter noch immer nicht gezahlt, berichten mehrere Mitarbeiter, darunter auch Leitungskräfte. Am Standort Unna in Nordrhein-Westfalen plane ein großer Teil der Belegschaft am Mittwoch, 10. Dezember, nicht zur Arbeit zu erscheinen, heißt es in einer der E-Mails, die Care vor9 erhalten hat.

Erneut berichten Mitarbeiter von Ambiente Care über ausstehende Gehälter. Die Verwaltung habe die Auszahlung des November-Gehalts bis zum 3. Dezember versprochen, doch bisher sei nichts passiert, sagt eine Leitungskraft gegenüber Care vor9. Es gebe keine Informationen, und alle Versuche, Kontakt zur Geschäftsführung aufzunehmen, seien erfolglos geblieben. Ambiente Care räumt auf Anfrage verspätete Gehaltszahlungen ein und bekundet gleichzeitig, nach einer Phase des Rückzugs im nächsten Jahr wieder Standorte übernehmen zu wollen.

Der Pflegeanbieter Ambiente Care gibt immer mehr Standorte auf: Seit Kurzem ist das Unternehmen nicht mehr Pächter der betreuten Wohnanlage in Wittmund in Ostfriesland (Foto). Fast zeitgleich hat sich Ambiente Care auch vom Haus Maximilian in Bad Wörishofen im Allgäu getrennt (wir berichteten). Bereits zuvor hatte sich das in die Schlagzeilen geratene Unternehmen von verschiedenen Standorten zurückgezogen.

Der in die Schlagzeilen geratene Pflegeanbieter Ambiente Care gibt eine weitere Einrichtung auf. Das Haus Maximilian in Bad Wörishofen im Allgäu wird ab Dezember vom Vermieter selbst gemeinsam mit Terranus betrieben. Ambiente Care begründet die Aufgabe der Einrichtung mit Baumängeln. Der Betreiber hatte zuvor bereits andere Betriebe abgegeben oder geschlossen und lag wegen schleppender Gehaltszahlungen mit seinem Personal im Clinch.

Nach Mietstreitigkeiten ist Ambiente Care relativ unerwartet als Betreiber des Seniorenzentrums L(i)ebenswert in Mettingen ausgestiegen. Der Betrieb des Heims westlich von Osnabrück ist nun an den regionalen Betreiber Sander Pflege übergegangen. Gemeinsam mit der Eigentümerin und den zuständigen Behörden ließ sich in "kürzester Zeit" eine Lösung finden, heißt es beim Hamburger Immobilien-Experten DIMP, der den Betreiberwechsel begleitete.

Die schlechten Nachrichten über Ambiente reißen nicht ab: Die zur Holding gehörende TSC Care GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen betreibt die gleichnamige Seniorenresidenz im nordrhein-westfälischen Hagen. Ob und wie es dort langfristig weitergeht, ist derzeit unklar. Zunächst läuft der Betrieb weiter. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hagener Rechtsanwalt Dirk Andres bestellt.

Die Turbulenzen bei der Pflegekette Ambiente Care gehen weiter: Erst gab es an einigen Standorten Ärger wegen ausbleibender Gehälter (wir berichteten), jetzt hat das Unternehmen drei seiner sechs Pflegedienste in Lingen (Niedersachsen) sowie in Köln und Wetter (Nordrhein-Westfalen) geschlossen. Dabei soll es auch zu Kündigungen gekommen sein. Außerdem betreibt Ambiente Care das Seniorenzentrum "L(i)ebenswert" in Mettingen westlich von Osnabrück nicht mehr.

Der finanzielle Engpass bei der Amiente-Care-Gruppe ist offenbar größer als zunächst angenommen. Nachdem Care vor9 über ausstehende Gehälter in einer Einrichtung im nordrhein-westfälischen Unna berichtet hatte, meldeten sich zahlreiche Mitarbeiter aus anderen Häusern, die ebenfalls auf ihre Löhne warten. Dies räumt das Unternehmen auf Nachfrage mittlerweile ein und verweist auf "aktuelle finanzielle Herausfordeungen" und, dass man bemüht sei, "die Gehälter schnellstmöglichst auszuzahlen".