Gewalt in der Pflege ist ein weit verbreitetes Problem
Mehr als ein Drittel der von der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege befragten Pflegeheimleiter gab an, dass Aggressionen und Gewalt gegen Bewohner ihre Einrichtungen vor besondere Herausforderungen stellen. Dabei können Bewohner und Pflegende Opfer von Gewalt werden und es kann Gewalt von ihnen ausgehen. Zur Lösung können Konzepte zur Gewaltprävention beitragen.
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat zur Gewalt in der Pflege eine Studie erarbeitet und hierfür über 1.000 Leitungspersonen in Pflegeheimen befragt. Laut den Ergebnissen handelt es sich bei Gewaltvorfällen nicht um Einzelfälle. Der Vorstandsvorsitzende des ZQP, Dr. Ralf Suhr erklärt dazu: "Gewalt zu erfahren, bedeutet für die oft hochaltrigen pflegebedürftigen Menschen zum Beispiel, dass sie beschimpft werden, körperliche und teilweise auch sexualisierte Übergriffe erleben." Andere Gewaltformen seien etwa pflegerische Vernachlässigung oder die Missachtung des Selbstbestimmungsrechts von Bewohnern. Gewalterfahrungen bedrohten ihre Lebensqualität, ihre Gesundheit und verletzen ihre Rechte, führt Suhr aus.
Über ein Drittel der Befragten berichtet, dass aggressives und gewaltsames Verhalten gegen Bewohnerinnen und Bewohner ihre Einrichtung vor "merkliche Herausforderungen" stelle. 69 Prozent gaben an, mindestens einen Vorfall von Gewalt gegen Bewohner in der Einrichtung im zurückliegenden Jahr im Gedächtnis behalten zu haben. Mit Abstand am häufigsten kam es dabei zu Gewalt unter den Bewohnern.
Zur Umsetzung von gewaltpräventiven Konzepten müssen sich die Einrichtungen auf genügend qualifiziertes, kompetentes und motiviertes Personal stützen können, formulieren die Studienautoren. Doch daran mangele es.
Ralf Suhr sieht Gewaltprävention und Mitarbeiterzufriedenheit eng miteinander verbunden: "Die Etablierung einer von der Leitungsebene vorgelebten gewaltsensitiven Sicherheitskultur in Pflegeorganisationen zielt darauf ab, die sehr verletzlichen Bewohnerinnen und Bewohner besser zu schützen sowie zur Arbeitssicherheit des Personals beizutragen." Beides fördere attraktive Arbeitsbedingungen und könne die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich erhöhen.