Kürzung beim Freiwilligendienst verschärft Pflegenotstand
Der Altenpflege droht ein weiterer Rückschlag: Die Bundesregierung plant, die Mittel für die Freiwilligendienste im nächsten Jahr um ein Viertel oder 78 Millionen Euro zu kürzen, 2025 um weitere 35 Millionen. Damit verlieren viele Pflegeeinrichtungen helfende Hände und offene Ohren für Menschen im Altenheim. "Treten diese Kürzungen in Kraft, dann fällt etwa jede dritte Stelle weg", sagt Birgitta Kelbch, Leiterin der Freiwilligendienste der Katholische Kirche im Bistum Essen.
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Kelbch, die im Bistum Essen 350 Freiwillige betreut, kann die geplanten Einschnitte nicht nachvollziehen. "Unsere Gesellschaft braucht keine Kürzungen, sondern eine deutliche Stärkung der Freiwilligendienste", sagt sie. In Senioreneinrichtungen seien die jungen Freiwilligen wichtige Kontaktpersonen, die die Arbeit der pädagogischen, pflegerischen oder medizinischen Profis ergänzten.
Für die Gesellschaft seien Freiwilligendienste eine gewinnbringende Investition in die Zukunft. "Wir können es uns nicht leisten, auf diesen wichtigen Einsatz für zehntausende junge Menschen jährlich zu verzichten", so Kelbch. Die vielen jungen Menschen, die nach einem Freiwilligendienst eine Ausbildung in den Mangelberufen der Alten- und Krankenpflege oder in anderen sozialen Bereichen beginnen, seien sehr konkrete positiven Auswirkungen.
"Die drohenden Kürzungen stellen die Träger und Einsatzstellen vor unlösbare Herausforderungen", sagt auch Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie. "Jede vierte Einsatzstelle würde wegfallen. Vielerorts können Freiwilligendienste in Zukunft nicht mehr angeboten werden." Gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fordern und gleichzeitig ein dafür wichtiges Instrument kaputt zu sparen, das passe für die Diakonie nicht zusammen.
Widerstand gegen die geplanten Kürzungen kommt nicht nur von Caritas, Diakonie und Wohlfahrtsverbänden, sondern auch von den Freiwilligen selbst. Sie fordern eine Ausweitung der Freiwilligendienste und eine Verdreifachung der Mittel und haben dafür mit 100.000 Unterstützern eine Petition auf den Weg gebracht. Nun wird es eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Bundestags geben.
Thomas Hartung