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3. November 2025 | 07:00 Uhr
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Mehr als jeder vierte Pflege-Azubi unzufrieden im Job

Die Pflege hat ein Problem mit ihrem Nachwuchs: 28 Prozent der Azubis sind mit ihrer Ausbildung "sehr unzufrieden" oder "eher unzufrieden". Bei den Studenten sind es 19 Prozent. Das geht aus dem Ausbildungsreport 2024 der Gewerkschaft Verdi hervor. Für den Report wurden mehr als 2.200 Auszubildende und Studierende nach dem Pflegeberufegesetz befragt. Am meisten Frust lösen übermäßige Arbeitsbelastung und unzureichende Praxisanleitung aus.

Auszubildende Pflege Frust iStock Wavebreakmedia.jpg

Frust unter den Auszubildenden in der Pflege ist keine Seltenheit

Lediglich 34 Prozent der Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Unter den Studierenden sind es 47 Prozent. Im Vergleich zu anderen Berufen rangiert die Pflege abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Laut Verdi sind im Durchschnitt aller dualen Berufsausbildungen 72 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden.

Übermäßige Arbeitsbelastung und Personalmangel

Ein zentrales Problem der Pflegeausbildung ist die hohe Arbeitsbelastung. Über 80 Prozent der Befragten geben an, regelmäßig Überstunden zu leisten. In vielen Fällen gibt es jedoch keinen ausreichenden Ausgleich für diese Überstunden. So erhalten 38 Prozent der Auszubildenden und 44 Prozent der Studierenden weder einen Freizeitausgleich noch eine finanzielle Vergütung für die geleisteten Überstunden.

Hauptursache für die Überstunden ist der gravierende Personalmangel, der in vielen Einrichtungen herrscht. Besonders problematisch ist, dass Auszubildende eigenen Aussagen zufolge häufig als Lückenbüßer fungieren, um den Personalmangel zu decken. Dadurch müssen sie Aufgaben übernehmen, die nicht im Ausbildungsplan vorgesehen sind, was ihre Entwicklung als Fachkräfte hemmt.

Unzureichende Praxisanleitung kritisiert

Die Praxisanleitung ist ein wesentlicher Bestandteil der Pflegeausbildung und wird von vielen Auszubildenden als unzureichend wahrgenommen. Trotz gesetzlicher Vorgaben zur Praxisanleitung von mindestens zehn Prozent der Ausbildungszeit in den Praxiseinsätzen bestätigen nur 34 Prozent der befragten Auszubildenden, dass dieser Mindestumfang auch eingehalten wird. Oft werde die Anleitung nur auf dem Papier dokumentiert, ohne dass tatsächlich ausreichend Zeit für eine strukturierte und qualitativ hochwertige Betreuung zur Verfügung stehe, so der Vorwurf der befragten Auszubildenden.

Ein weiteres Problem ist, dass vielen Praxisanleitern nicht genügend Zeit für ihre Aufgaben eingeräumt wird. Über die Hälfte der befragten Auszubildenden und Studierenden gibt an, sich selbst um ihre Anleitung kümmern zu müssen. Diese unzureichende Betreuung führt zu Frustration und einem Gefühl der Isolation während der praktischen Ausbildung.

Unplanmäßige Versetzungen und fehlende Ausbildungspläne

Ein weiteres großes Problem sind offenbar häufig unplanmäßige Versetzungen der Auszubildenden in andere Fachabteilungen oder Stationen während der praktischen Einsätze. Dies widerspreche den vorab vereinbarten Ausbildungsplänen und störe den geplanten Ablauf der Ausbildung, so Verdi. Drei Viertel der Auszubildenden geben an, mindestens einmal unplanmäßig versetzt worden zu sein.

Darüber hinaus wird in vielen Fällen der gesetzlich vorgeschriebene Ausbildungsplan nicht eingehalten. Nur etwas mehr als die Hälfte der Auszubildenden bestätigt, dass ihnen zu Beginn ihrer Ausbildung überhaupt ein vollständiger Plan vorgelegt wurde. Bei den Studierenden sieht es etwas besser aus: Hier erhielten etwa 74 Prozent einen Ausbildungsplan für die gesamte Dauer des Studiums.

Fehlende Unterstützung in der ambulanten Pflege

Besonders problematisch scheint die Ausbildung in der ambulanten Pflege zu sein. Hier müssen Auszubildende häufig allein arbeiten. Laut Umfrage gibt mehr als ein Drittel der Auszubildenden an, mindestens einmal pro Einsatz allein unterwegs gewesen zu sein, um häusliche Pflegeeinsätze durchzuführen. In diesen Einsätzen wurde der Mindestumfang an geplanter und strukturierter Praxisanleitung nur in 27 Prozent der Fälle erfüllt. Dieses Alleinarbeiten stellt nicht nur eine große Belastung dar, sondern verstößt auch gegen die gesetzlichen Vorgaben, wonach Auszubildende stets unter Anleitung und Aufsicht von erfahrenem Pflegepersonal arbeiten müssen.

Unzureichende fachliche Begleitung durch die Schulen

Die fachliche Begleitung wird ebenfalls häufig als unzureichend wahrgenommen. Nur etwa die Hälfte der Auszubildenden berichtet von regelmäßigen Besuchen ihrer Lehrkräfte während der Praxiseinsätze. Bei den Studierenden ist die Situation noch schlechter: Nur 41 Prozent gaben an, regelmäßig von Lehrkräften betreut zu werden.

Ein weiteres Problem ist der häufige Ausfall von Unterrichtseinheiten. Mehr als 18 Prozent der Auszubildenden geben an, dass ihr Unterricht regelmäßig ausfällt. Dieser wird zwar häufig durch digitale Lernaufträge oder Hausaufgaben kompensiert, jedoch stellen diese Lösungen keine adäquate Ersatzmaßnahme dar. Bei 26 Prozent der Auszubildenden und etwa einem Drittel der Studierenden wird der versäumte Unterrichtsstoff gar nicht nachgeholt, was die Ausbildung zusätzlich erschwert.

Thomas Hartung

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