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22. Dezember 2022 | 21:51 Uhr
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Personalmangel bringt Pflegeeinrichtungen an die Grenzen

"Was unternehmen Sie bei kurzfristigen Personalengpässen", wollte Care vor9 von seinen Lesern wissen. Aus den Antworten der knapp 200 Pflegeprofis geht klar hervor: Zunächst muss das eigene Personal ran, bevor andere Lösungen gewählt werden. Das bedeutet zwangsläufig eine deutliche Mehrbelastung der Stammbelegschaft, bisweilen bis ans Limit. An der ungeliebten Option Leiharbeit kommt dennoch kaum jemand vorbei, nur ganz wenige haben keine Probleme.

Burnout Pflegekraft Foto iStock Hector Pertuz

Der Personalmangel setzt den Pflegekräften schwer zu

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Wenn Pflegekräfte krank werden, Urlaub nehmen, kündigen oder in Ruhestand gehen, kann es sehr schnell zu Personalengpässen kommen. Bestimmte Fälle, wie Urlaub oder Ruhestand, sind zwar vorauszusehen und planbar. Doch das nützt nichts, wenn der erforderliche Ersatz einfach nicht zur Verfügung steht. 

Kommt es schließlich zu einem Engpass, versuchen ihn die Pflegeheime und Pflegedienste, zunächst durch eigene Mitarbeiter zu kompensieren. Das geht aber nur mit zusätzlichen Schichten und Überstunden. "Dann geht die Anruferei los", so ein Teilnehmer der Umfrage, ein anderer spricht vom "Betteln" bei den Mitarbeitern und dem Versuch, das Personal "aus dem Frei" zu rekrutieren. 

Pflegedienst- und Heimleitungen berichten, dass sie auch selbst mit Hand anlegen. Das ist möglich, weil sie häufig über die entsprechende Qualifikation verfügen.

Geld als Motivation für Überstunden

Viele Einrichtungen locken die Mitarbeiter mit Bonuszahlungen für die Extraarbeit. Ihnen ist aber klar, dass dies keine Dauerlösung sein kann. "Obwohl wir diese Einsätze zusätzlich vergüten, ist uns bewusst, dass wir so mittelfristig unser Personal ausbrennen", erklärt ein Praktiker das Dilemma.

Sehr unterschiedlich wird die Organisation der Sonderschichten gehandhabt: Das reicht von "die Mitarbeiter organisieren sich selbst" bis zur von der Leitung initiierten, aber gemeinsam durchgeführten Planung im Team. Doch egal wie es organisiert wird: Die Kompensation ist eine Mehrbelastung der Mitarbeiter. Ein Verantwortlicher bringt es auf den Punkt: "Egal wie mit Personalengpässen umgegangen wird: Die Pflegekräfte laufen alle am Limit."

Springer-Pools können eine Lösung sein

Einige Pflegeprofis berichten, dass bei ihnen Springer-Pools gerade im Aufbau sind. Die Möglichkeit hierzu hängt von der Größe der Einrichtung ab. Für kleinere ist es oft keine Alternative. Bei größeren sieht es anders aus, wobei auch da nicht immer alles glatt läuft, wie ein Praktiker schreibt: "Unser Unternehmen hat einen eigenen Springer-Pool auf die Beine gestellt. Vorrangig wird hier angefragt. Da wir mehrere Einrichtungen sind, können kurzfristige Anfragen nicht immer bedient werden, da auch beim Pool die Kapazitäten oft ausgeschöpft sind. Wenn das nicht geht, werden die Dienstleister abtelefoniert."

Oft ist ein Eingriff in den Pflegealltag ein Muss

Um die Auswirkungen der Personalknappheit aufzufangen, werden mitunter die Abläufe in den Heimen kurzfristig neu strukturiert und umorganisiert. Dabei werden Lösungen praktiziert, die möglicherweise die Pflegequalität berühren. Etwa wenn ein Umfrageteilnehmer erklärt, bei ihnen würden "Aufgaben nach Dringlichkeit erledigt" und von "Pflegetriage" die Rede ist.

Eine ganze Reihe der befragten Experten wählt die Ultima Ratio: Sie verhängen einen Aufnahmestopp für Pflegebedürftige. Damit wird das gesellschaftlich Problem noch verstärkt: Es werden immer mehr Pflegeplätze gebraucht, doch durch den Mangel an Fachkräften werden es weniger.

Last Exit Zeitarbeit

Trotz der geringen Zufriedenheit mit der Zeitarbeit (Care vor9 berichtete darüber) ist sie meist der letzte Ausweg, um den Personalmangel auszugleichen. Das hat allerdings gravierende wirtschaftliche Auswirkungen, wie ein Umfrageteilnehmer mitteilt: "Oft bleibt eben nur der Weg über Leiharbeiter, die uns das Eineinhalbfache der eigenen Mitarbeitern kosten." Ein weiterer bedauert: "Leider hat es unser Träger bis heute verpasst, eine eigene Leasingfirma zu gründen. Also machen andere das Geschäft."

Es kommt eher sehr selten vor, aber es gibt offenbar Einrichtungen, die vom Personalmangel nicht betroffen sind. "Wir haben ohnehin immer zu viel Personal. Wenn Personal fehlt, dann arbeiten wir innerhalb der Mindest-Personalgrenzen", meint ein Umfrageteilnehmer. Ein anderer sagt: "Zum Glück ist unser Personalstand sehr hoch, wir gehen nun deutlich über die Personalstellen, um Ausfälle über das Jahr selbst kompensieren zu können." Doch das sind Ausnahmen.

Frank Winter

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