Pflegebeauftragte: "Wir sind doch nicht die Pipi-Schwenker"
Mit kernigen Worten umschreibt die neue Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Claudia Moll (Foto), was sie in der Pflege anpacken will. Die Beschäftigten sollten mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen und sie verdienten mehr Geld und mehr Urlaub. Eine drohende Kündigungswelle wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht hält die SPD-Politikerin für "Panikmache".

Bundestag/Achim Melde
Pflegebeauftragte Claudia Moll: "Es kann doch nicht sein, dass Fachkräfte auch noch die Abendbrotstullen schmieren müssen"
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"Die Pflegebranche muss zunächst einmal aufhören, den eigenen Beruf schlecht zu reden", sagt Moll im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Pflege sei ein stressiger Job, aber auch erfüllend. Pflegekräfte seien gut ausgebildete, kompetente Fachkräfte. "Wir sind doch nicht die Pipi-Schwenker", so Moll. Deshalb müssten die Beschäftigten selbstbewusster werden.
Moll hält 4.000 Euro als Einstiegsgehalt für Pflegefachkräfte für angemessen. Es geht aber nicht nur um den Lohn, sondern zum Beispiel auch um den Urlaub. In der Pflegebranche werde oft nur der Mindesturlaub gewährt. "Ganz ehrlich: Das ist doch eine Schweinerei. In anderen Branchen sind 30 Tage längst gang und gäbe." Es sei eine Schande, dass sich einige Arbeitgeber da nicht von alleine bewegten.
"Unser Problem sind aber nicht allein die Fachkräfte", sagt die Pflegebeauftragte. Es fehlten auch Helfer. "Derzeit ist zum Beispiel für 20 Bewohnerinnen und Bewohner nur eine Betreuungskraft vorgesehen." Dieser Schlüssel müsse auf zehn zu eins erhöht werden, fordert Moll. "Es kann doch nicht sein, dass Fachkräfte im ohnehin schlecht besetzten Spätdienst auch noch die Abendbrotstullen schmieren müssen." Die Aufgabenverteilung müsse verändert werden, um die Fachkräfte zu entlasten.
An einen drohenden Kollaps der Pflege, wie sie einige Verbände wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht befürchten, glaubt Moll nicht. "Ich halte das für Panikmache." Die meisten Pflegekräfte seien geimpft. "So wie ich meine Kolleginnen und Kollegen kenne, lassen sie weder die anderen Beschäftigten noch die Pflegebedürftigen im Stich."