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6. März 2024 | 07:00 Uhr
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Start-up Kenbi kauft Pflegedienste und digitalisiert sie

Mit großen Schritten und reichlich Investorenkapital hat sich das Health-Tech Start-up Kenbi auf den Weg gemacht, zu einem bedeutenden Player im Bereich der ambulanten Pflegedienste aufzusteigen. Gleichzeitig soll mit eigenen technologischen Innovationen die digitale Transformation des Pflegemarkts vorangetrieben. Im Gespräch mit Care vor9 berichtet Co-Gründerin Katrin Alberding (Foto) über die Wachstumspläne.

Katrin Alberding Gründerin Kenbi Pflegedienst

Katrin Alberding ist eine der Gründerinnen des Health-Tech Start-ups Kenbi

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Als Kenbi Ende 2019 von Katrin Alberding, Clemens Raemy und Bruno Pires gegründet wurde, hatten sich die drei die Frage gestellt, in welchem Maße die ambulante Pflege bereits digitalisiert ist. Die Berührungspunkte zur Pflegebranche hatten sich ergeben, da Alberdings Bruder körperbehindert ist und die Großmutter von Clemens Raemy pflegebedürftig wurde. Und so stand für die Harvard-Absolventen schnell die Frage im Raum, ob man diesen Bereich nicht durch digitale Tools verbessern und ein System komplett neu denken kann.

"Die Recherche dazu hat nicht wirklich lange gedauert und das Ergebnis war kurz und schonungslos: Da läuft noch gar nichts mit Digitalisierung", erinnert sich Katrin Alberding. Daher habe man im ersten Schritt im niedersächsischen Emmerthal einen kleinen Pflegedienst übernommen und sich die ganze Prozesskette angeschaut. "Nach zwei Monaten hatten wir den kompletten operativen Überblick und konnten damit beginnen, unser IT-Team in Portugal mit der Programmierung der digitalen Lösungen zu beauftragen", so Alberding.

Mit der Übernahme von Lioncare hat das Unternehmen nun mehr als 1.000 Pflegekräfte

Rund vier Jahre später ist das Unternehmen auf eine beachtliche Größe gewachsen, nicht zuletzt durch die kürzliche Übernahme des insolventen Pflegedienstanbieters Lioncare mit allein 650 Pflegekräften. Heute unterhält Kenbi ein Netzwerk von mehr als 50 Pflegestützpunkten in fünf Bundesländern und beschäftigt nunmehr über 1.000 Pflegekräfte, rund 80 Mitarbeiter in der Zentrale und 35 IT-Spezialisten. Mehr als 30 Millionen Euro an Investorengeldern sind bereits geflossen, die jüngste Series-B-Runde noch nicht mit eingerechnet.

Mit Helsana ist beispielsweise ein führendes Krankenversicherungsunternehmen in der Schweiz engagiert, außerdem ist mit der SPFF Holding das Family-Office der Familie Flick aus Österreich an Kenbi beteiligt. Der Hauptinvestor der Series-B-Runde hat mit Veronika Clarici-Fanfule nun auch den Kenbi-Vorstand verstärkt. Sie soll als erfahrene Expertin auf dem Gebiet der Insolvenzintegration weitere Übernahmen und die schnelle Integration der aufgekauften Unternehmen professionell managen. "Die Konsolidierung des Marktes ist im vollen Gange. Durch die verzögerten Kostenbeteiligungen der Kassen an den gestiegenen Tariflöhnen und den insgesamt gestiegenen Kosten ergeben sich für uns nun viele Opportunitäten", so Alberding. Und der fragmentierte Markt mit gut 17.000 Pflegediensten sei deutschlandweit mehr als gefüllt.

Ein flächendeckendes Angebot in ganz Deutschland ist das Ziel

Ziel des weiteren Wachstums von Kenbi sei jedoch nicht unbedingt nur die absolute Größe, sondern zunächst eine gute Abdeckung in ganz Deutschland in Form von effizienteren und weitreichenderen Clustern in möglichst allen Bundesländern, um die klaffenden Versorgungslücken zu schließen und persönliche Berührungspunkte lokal zum Pflegekunden zu stärken. Parallel arbeite Kenbi ununterbrochen daran, das "erste digitale Ökosystem um seine Pflegestandorte und das breitere Pflegenetzwerk herum aufzubauen", beschreibt die Co-Gründerin die Marschroute und Vision. Mit der Kenbi-Technologie werde das Pflegepersonal durch Automatisierung von Verwaltungsaufgaben entlastet. Gleichzeitig sollen auch den Patienten und ihren Familien online zugängliche Komplettlösungen für die Pflege zu Hause angeboten werden.

Auch wenn Kenbi selbst die verzögerten Kostenerstattungen durch die Kassen ebenfalls zu tragen hat, sehen die langfristig denkenden Investoren vor allem die Chance, dass mit dem Einsatz digitaler Technologien ein Anbieter wie Kenbi perspektivisch mehr und mehr mit bis Dato noch nicht dagewesene Pflegelösungen anbieten und Effizienzen aus dem 60 Milliarden Euro schweren Pflegesektor generieren kann.

Gerade erst wurde mit der Einführung von Kenbi+ eine Online-Plattform freigeschaltet, die ein umfassendes Angebot an Pflege- und Homecare-Lösungen bündelt. Die Plattform sei die erste nach außen gerichtete Technologielösung für Patienten, deren Familien und dem damit verbundenen erweiterten Betreuungsnetzwerk. "Das zusätzliche Angebot umfasst etwa eine digitale Pflegeberatung, automatisierte Prüfung von Versicherungsansprüchen, unterstützte Antragsstellung und hält auch noch ein Online-Wissenszentrum mit exklusiven Pflegekursen bereit", erklärt Alberding. Auch dem Bereich der Telepflege will sich Kenbi widmen. Aktuell stehe eine hoffnungsvolle Bewerbung zum Testprojekt mit dem GKV Spitzenverband auf der Agenda.

Pascal Brückmann

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