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28. März 2024 | 07:00 Uhr
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Wie das Konzept des Pflegebauernhofs funktioniert

Auf dem Pflegebauernhof von Guido Pusch in Marienrachdorf in Rheinland-Pfalz leben 22 Senioren in einer ambulant betreuten Pflege-WG sowie einer Service-WG. Die alten Menschen werden mit leichten Arbeiten in den landwirtschaftlichen Betrieb eingebunden. Das Konzept wird stark nachgefragt und Pusch berät mittlerweile andere Höfe bei der Umsetzung.

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Guido Pusch will mit seinem Konzept ein ganzes Netz an Pflegebauernhöfen schaffen

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Ob sie die Eier aus dem Hühnerstall einsammeln, Gänse auf die Wiese führen oder mit den Alpakas des Hofes spazieren gehen: Die 22 Bewohner des Pflegebauernhofs von Guido Pusch im rheinland-pfälzischen Marienrachdorf werden mit kleinen Aufgaben in den Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebes eingebunden. Jeder so, wie es die persönliche Fitness zulässt. Andere bereiten das gemeinsame Mittagessen vor, immer betreut von den examinierten Pflegekräften auf dem Hof.

Für die zur Hälfte an Demenz erkrankten Bewohner bedeutet diese aktivierende Pflege Struktur, aber auch Gemeinschaft – und zwar jeden Tag. Der Vorteil laut Guido Pusch: "Sie fühlen sich nicht abgeschoben, sondern vollkommen integriert."

Genau das war es, was Pusch vor 14 Jahren umtrieb, als bei der eigenen Großmutter der Umzug ins Pflegeheim anstand. "Das wollte ich aber nicht", sagt er, sie sollte bis zum Lebensende auf dem seit mehr als 250 Jahren existierenden Gehöft bleiben können. Er nahm ein Darlehen auf, steckte viel Eigenarbeit rein, ließ den Hof pflegegerecht umbauen und gründete später den eigenen ambulanten "Pflegedienst Natürlich", der sich auf das Konzept Pflegebauernhof spezialisierte.

Fitte Bewohner arbeiten auf dem Pflegebauernhof mit

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Eine der wichtigsten Aufgaben hierbei ist laut Pusch, "pflegebedürftigen Menschen aller Pflegegrade Betreuungs- und Betätigungsangebote mit Tieren auf dem Bauernhof anzubieten und ein familiäres Umfeld zu schaffen". Die anfallenden Tätigkeiten werden nicht künstlich erschaffen, sondern fallen einfach an. Der Bauernhof muss sich selbst tragen und der landwirtschaftliche Betrieb läuft weiter.

Die Pflegekasse übernimmt nur die Kosten der Pflege nach SGB 5 und die Pflegeversicherung die Leistung der Pflegegrade. Die fitteren Bewohner arbeiten ehrenamtlich auf dem Hof mit und verkaufen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Honig im angeschlossenen Hofladen, auf Wochenmärkten oder Weihnachtsmärkten.

Nur Suchtkranke können nicht versorgt werden

Einmieten auf dem Pflegebauernhof können sich Senioren, die nicht alleine, sondern in Gemeinschaft altern wollen. "Je nach Umfang der benötigten Betreuung kostet das Leben in der Bauernhof-WG zwischen 1.200 und 2.600 Euro", erklärt Pusch. Zwar kann der ambulante Pflegedienst Menschen bis Pflegegrad 5 versorgen, aber beispielsweise "mit Suchterkrankungen kommen wir nicht zurecht, dafür braucht es spezielle Therapieformen und Therapeuten."

Generell steht der Pflegebauernhof allen offen. Wer noch ein wenig Restfitness für die anfallenden Tätigkeiten besitzt, kann hier einziehen. Benötigt ein Bewohner Hilfestellung bei der Bewältigung des Alltags, steht der Pflegedienst 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Wer irgendwann nicht mehr mithelfen kann, bleibt trotzdem bis ans Lebensende und wird gepflegt. Einschränkungen gibt es nur wenige. 

Derzeit hat der Pflegebauernhof 18 festangestellte Mitarbeiter, darunter examinierte Pflegekräfte, und drei Azubis. Um sich breiter aufzustellen, will Pusch auch eine Tagespflege inkludieren, "daran arbeiten wir gerade."

Konzept des Pflegebauernhofs ist gefragt

Pusch ist von seinem Konzept überzeugt und hat längst damit begonnen, es online zu vermarkten und interessierte landwirtschaftliche Betriebe zu beraten, die ähnliches aufziehen wollen. Rund 20 weitere Pflegebauernhöfe sind in Deutschland in der Pipeline, am 1. August nimmt im Nordschwarzwald in Bad Teinach-Zavelstein der erste Pflegebauernhof in Baden-Württemberg seine Arbeit auf. 

Anfragen für eine Beratung kommen dabei nicht nur aus Deutschland, sondern auch weiteren EU-Ländern, "es haben sich auch bereits Betriebe aus Japan, Taiwan oder Australien gemeldet", wie er stolz angibt. Landwirtschaft gebe es schließlich überall auf der Welt, Pflegebedarf ebenso. "Da steckt eine riesige Dynamik hinter."

Sven Schneider

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