Tägliche News für das Management von Pflege und Wohnen im Alter

3. Mai 2022 | 17:16 Uhr
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Das Recruiting internationaler Pflegekräfte dauert ein Jahr

Ulrike Queitsch (Foto), Personalleiterin bei der Agaplesion Bethanien Diakonie, ist froh über ihre internationalen Pflegekräfte. Doch sie weiß auch, dass es viele Hürden gibt und Zeit braucht, bis die Mitarbeiter aus der Ferne in ihrem gelernten Beruf in Deutschland ankommen. Der Initiative Match zum Recruiting von Pflegepersonal aus dem Ausland berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt Tipps für die Praxis.

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Personalerin Ulrike Queitsch lässt internationale Pflegekräfte von Mentoren begleiten

"Unsere internationalen Pfleger sind gut ausgebildete Fachkräfte und verfügen über ein eindrucksvolles medizinisches Know-how", berichtet Personalerin Queitsch, "durch ihre zurückhaltenden Art drängen sie ihr Wissen allerdings nicht auf." An den Standorten Hamburg und Berlin beschäftigt Agaplesion 32 philippinische und vier mazedonische Pflegekräfte. "Sie haben eine offene, positive Ausstrahlung und sind durch ihre Kultur den respektvollen Umgang mit älteren Menschen gewohnt. Das alles schätzen wir und unsere Bewohner sehr an ihnen."

Zeit zum Ankommen und Mentoren-Programm

Das "warme Ankommen" ist Agaplesion besonders wichtig. Nach dem ersten Kennenlernen der Kandidaten per Videocall, kümmert sich ihr künftiger Arbeitgeber im Vorfeld darum, dass sie die deutsche Sprache lernen und die B2-Prüfung bestehen. Bei ihrer Ankunft in Deutschland wird den neuen Kollegen eine möblierte Wohnung gestellt und sie erhalten ein Starterpaket mit Nahrungsmitteln und Orientierungshilfen.

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Die internationalen Pflegekräfte von Agaplesion sollen sich in Deutschland wohlfühlen und schnell Gleichgesinnte finden

Zudem wird ihnen ein Mentor zur Seite gestellt, mit dem sie gemeinsam in den Berufsalltag starten und der Ansprechperson auch für Alltagsfragen ist, zum Beispiel wenn es um Behördengänge, Mülltrennung oder einen Handyvertrag geht. "Bei uns hat es sich bewährt, dass die internationalen Pflegekräfte Stück für Stück ins Tagesgeschäft eingearbeitet werden und sie auch genügend Zeit für das Einleben, die weitere Sprachausbildung sowie Vorbereitung auf die Berufsanerkennung mit dem Bildungsträger Lingoda erhalten", sagt Personalerin Queitsch.

"Ich kann jeder Einrichtung im Umgang mit internationalen Pflegefachkräften nur empfehlen, bei ihnen ganz nah dran zu bleiben, ein offenes Ohr auch für die persönlichen Anliegen zu haben und praktische Hilfestellung im Alltag anzubieten", rät Queitsch. Die Einrichtungen sollte zudem möglichst mehrere Pflegefachkräfte aus demselben Land akquirieren, damit sie schnell Gleichgesinnte finden. "Das erhöht den Wohlfühl-Faktor enorm", so Queitsch.

Längere Anlaufzeiten durch Corona

Vom Erstgespräch bis zum Ankommen in der Pflegeeinrichtung dauert es in der Regel knapp ein Jahr, erzählt Queitsch. Das sei abhängig von den Sprachvorkenntnissen der Kandidaten. Corona hat jedoch diesen Zeitablauf unmöglich gemacht. Durch die Beschränkungen musste Agaplesion zuletzt drei Jahre auf eine neue Pflegekraft warten. Jetzt hofft man, dass der Prozess wieder schneller ablaufen kann.

Ein weiterer Flaschenhals sind zumeist behördliche Verfahren hier in Deutschland. Dazu zählen zum Beispiel lange Wartezeiten bei den Anerkennungsprozessen als Pflegefachkraft.

"Doch am Ende zahlt sich die Mühe aus", ist die Recruiterin überzeugt. Die neuen Mitarbeiter blieben langfristig in den Einrichtungen und bereicherten das Team und die Pflegebedürftigen mit ihrer umsichtigen, fürsorglichen und professionellen Arbeit. Queitsch jedenfalls hält den Einsatz von Pflegekräften aus dem Ausland wegen des wachsenden Pflegenotstands für unbedingt erforderlich.

Erfahrungsaustauch bei regionalen Match-Events

Von Erfahrungen mit internationalen Pflegekräften wie die von Queitsch können Gesundheitsexperten bei regelmäßigen Online-Veranstaltungen der Match-Initiative profitieren. Da Anwerbe- und Anerkennungsprozesse regional unterschiedlich sind, gibt es kostenlose Netzwerk-Treffen in den Bundesländern. Im Mai stehen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bayern auf dem Programm. Termine und Anmeldungen zu den Match-Events gibt es auf der Website.

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