Virtual-Reality-Busreisen für Pflegebedürftige mit Fernweh
Sicherlich: Pflegeheimbewohner, die einmal wieder nach Paris, Amsterdam oder Prag reisen möchten oder sich nach Norwegen oder Südpolen sehnen, finden vermutlich etwas Passendes im Fernsehprogramm oder den Mediatheken. Doch mit Virtual-Reality-Busreisen können sie noch viel tiefer eintauchen, verspricht das Start-up VJourney. Die Wirkung seiner Filme hat das Unternehmen aus Neumünster bereits in einer Reihe von Einrichtungen getestet, ab November kommen die Brillen nun auf den Markt.
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Warum ist die Wirkung von Virtual Reality gegenüber eines herkömmlichen Films viel "immersiver", wie Stefan Thomsen, einer der beiden Gründer von Vjourney, es ausdrückt? Für alle, die diese imposanten Brillen noch nicht getragen haben: Man erhält einen 360-Grad-Panorama-Blick. Das bedeutet konkret für eine Situation im Bus, dass der Zuschauer die Beifahrer-Perspektive einnimmt – wendet man den Blick von der Straße ab und schaut nach links, sieht man den Busfahrer, dreht man den Kopf nach rechts, blickt man aus dem Seitenfenster.
Ist man später zu Fuß virtuell etwa in einer Stadt unterwegs, kann man sich durch Tippen auf Interaktionsbutton im VR-Blickfeld dafür entscheiden, die nähere Umgebung entweder vom Platz vor der Kirche aus zu betrachten oder vom Kirchturm aus. "Begleitet wird die Reise von einem Tourguide, der diese akustisch mit faszinierenden Erzählungen und mit Informationen bereichert", sagt Thomsen.
Die Aufnahmen entstehen auf realen Bustouren
Dass der VR-Brillen-Träger diese unterschiedlichen Perspektiven einnehmen kann, wird möglich durch eine besondere Aufnahmetechnik mit einer kugelförmigen Kamera, die mit sechs, in unterschiedliche Richtungen zeigenden Linsen ausgestattet ist. Die verschiedenen Perspektiven später zusammenzusetzen, ist technisch hochkomplex. Deshalb beschäftigt Vjourney auch mehrere IT-Experten, die außerdem noch die Interaktionsbutton programmieren.
Die Aufnahmen entstehen auf Bustouren von Peters Reisen, ein Familienunternehmen, das Finn Ole Peters, Gründungspartner von Stefan Thomsen, in vierter Generation führt. Betreut wird die Kamera während der Fahrten von einem Werkstudenten. Zehn Reiseziele von Peters Reisen gibt es inzwischen als Virtual-Reality-Format, unter anderem von Südpolen, Norwegen, Paris, Amsterdam, Bratislava, Kopenhagen und Prag.
Die Bedienung der Brille ist absolut simpel
Ab 1. November kommen die Filme und die VR-Brillen auf den Markt. Es gibt verschiedene Modi der Nutzung, für Pflegeeinrichtungen bietet sich das Ausleihen der Brille für eine bestimmte Zeit mit Zugriff auf bestimmte Filme an. Wie sich der Preis gestaltet, hängt dann von Nutzungsdetails ab. Zur Orientierung: Wenn ein Einzelkunde drei bis vier verschiedene Städte für drei Tage bucht, beginnt der Preis bei etwa 70 Euro. Dieser variiert jedoch je nach Länge und Anzahl der Filme.
Die Kunden bekommen die VR-Brille, geladen, mit den bestellten Filmen geschickt – und zwar im Kiosk-Mode, was bedeutet, dass sie sofort loslegen können, ohne irgendwelche Einstellungen bedienen zu müssen.
Die Gründer kooperieren mit Hochschulen
Die beiden Gründer sagen, dass diverse Studien darauf deuteten, dass VR-Reise-Filme die Stimmung von Senioren und Menschen mit Frühdemenz heben können – weil sie das Gefühl der Teilhabe stärkten, positive Erinnerungen zutage beförderten und geistig anregten. In jedem Fall haben Thomsen und Peters die Wissenschaft auf ihrer Seite: Anfangs wurde sie, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium, von der Uni Lübeck unterstützt. "Außerdem initiieren wir mehrere wissenschaftliche Projekte in Kooperation mit Hochschulen, um eigene Studien zu erstellen und neue Erkenntnisse zu erlangen", sagt Thomsen.
Kirsten Gaede