Wie ein Start-up den Hausnotruf revolutionieren will

Da steht es, sein Produkt. Klein, rund, gefällig, modern und irgendwie smart. Caru nennt sich die weiße Box. Und mit ihr will Thomas Helbling, CEO der Caru AG, nicht weniger als den Markt der Hausnotrufsysteme revolutionieren – mit durchdachten digitalen Gesundheits-Funktionen. Doch der Reihe nach.

Helbling hatte nach seinem Studium der Elektrotechnik und einer Promotion als CTO in einem Start-up gearbeitet. Doch irgendwann war klar, er will selbst Gründer werden. Gemeinsam mit Mitgründerin Susanne Dröscher startete er die Marktrecherche. "Wir haben uns zunächst die demographischen Makrodaten angesehen und erkannt, was für eine tickende Zeitbombe da läuft in Sachen überalterte Gesellschaft", berichtet Helbling. Schnell war klar: In diesem Bereich wird es enorme Herausforderungen, aber eben auch riesige Chancen geben. 

"Zudem hatte sich damals der Fachkräftemangel bereits angedeutet", so Helbling. "Also war und ist unser Ziel, eine Technologie zu entwickeln, mit der auch Arbeitskräfte entlastet werden und die Gesundheitsförderung umfasst. Denn wenn ich mir die Längsachse der Gesundheitskosten über das Alter der Person ansehe, dann geht diese ab 65 Jahren exponentiell in die Höhe, hier müssen wir ran", so der Befund.

Kassenzulassung des Hausnotruf als Türöffner für digitale Dienste

Doch ein Produkt, eine Geschäftsidee, war noch lange nicht in Sicht. Diese entstand nach über 200 Problem-Interviews mit Pflegekräften, aus denen sich die heutige unternehmerische Vision ergab. "Wir möchten einen einfach zu bedienenden digitalen Begleiter bieten, der es Menschen ermöglicht, so lange wie möglich selbständig und gesund zu leben. Dann haben wir alle gewonnen, die Nutzer, die Angehörigen, die entlasteten Pflegekräfte und auch die Krankenkassen."

Doch wie in den Markt kommen? "Der Hausnotruf sollte unser Türöffner sein, sagt Helbing (Foto links). Er ist prinzipiell etabliert und die Anbieter genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Und warum sollten auf einem Hausnotrufgerät dann nicht auch noch weitere Dienste wie eine Trinkerinnerung o.ä. laufen können?"

Und genau so funktioniert es heute. Caru ist der Technologiepartner von Hausnotruf-Anbietern wie dem Deutschen Roten Kreuz. Diese erweitern mit Caru care ihr Dienstleistungs-Portfolio und bieten zusätzliche digitale Dienstleistung rund um das selbstständige Wohnen an. Die Hausnotruf-Anbieter vertreiben das Gerät wiederum an die Endnutzer, stellen sicher, dass die durch das Gerät abgesetzten Notrufe garantiert angenommen und bearbeitet werden und übernehmen die Abrechnung der Kostenerstattung mit der Pflegekasse. 25,50 Euro monatlich sind das derzeit für zertifizierte Geräte. 

Aktuell läuft der Vertrieb über rund 100 Kooperationspartner

Zwei Standorte hat das Unternehmen inzwischen. Die Entwicklungs-Unit sitzt in der Schweiz, der Vertrieb wird über den Geschäftsführer Bernd Jacobi von Lübeck aus gesteuert. Nach Markteinführung in der Schweiz ist das Gerät seit April 2022 auch in Deutschland verfügbar. Inzwischen habe man rund 100 Kooperationspartner, eine vierstellige Anzahl an Geräten sei derzeit im Einsatz. Angesichts von insgesamt 1.4 Millionen Notrufgeräten im deutschen Markt, erst der Anfang.

Caru will am Ende aber viel mehr sein als nur ein Notrufsystem im attraktiven Design. So habe man Funktionen wie die Tagestaste wesentlich verbessert. Um die Anzahl der Fehlalarme zu verringern, erfolgt alle 24 Stunden eine Erinnerung an die Bewohner, dass sie diese noch betätigen müssen. Dank kontaktloser Installation, der bereits integrierten SIM-Karte und dem Plug & Play Prinzip sei der Hausnotruf schnell und einfach in Betrieb. Der Handsender mit Sturzsensor und die verschiedenen Arten der Notrufauslösung per Knopfdruck oder per Sprachbefehl sind Teil der Produktlösung. 

Komplett neuartig sind die beiden Gesundheits-Funktionen: Die integrierte CO2-Ampel zeigt an, ob alles im grünen Bereich ist oder ob dringend gelüftet werden müsste. Von der Stiftung Warentest erhielt das Gerät dafür im Test den besten Wert. Oder ganz neu eine Lösung, mit der die Senioren eine Trinkerinnerung erhalten. "Die Menschen spüren nicht, wenn sie Durst haben, daher animieren wir das Durstgefühl der Menschen über Klänge", erklärt Helbling. Diese neurowissenschaftliche Methode würde sehr gut funktionieren. Dieses Beispiel zeige zudem, wofür Caru stehe. "Unsere Lösungen und Produkte sollen die Menschen befähigen und nicht bevormunden."

 Pascal Brückmann

Das Unternehmen ist auf der Messe Altenpflege in Essen vom 23. bis 25.04.2024 mit einem Stand in Halle 6 (F22) vertreten. Dabei erfolgt dort am 23. April die Präsentation "Caru care – Hausnotruf mit Gesundheitsförderung" (14:40 - 15:00) und am 24. April der Vortrag "Caru - Hausnotruf neu gedacht" (15:20 - 15:40).

Messe-Kontakt: 
messe@caruhome.com

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