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17. November 2025 | 07:00 Uhr
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Compassio-Chef Nolde: Es fehlt kein Geld, Führung schon

Compassio-Chef Christopher Nolde (Foto) sieht die Probleme in der Pflege nicht in der Finanzierung, sondern in der Führung. In einem Interview mit Focus Online sagte der Geschäftsführer des Pflegekonzerns, die meisten seiner fast 100 Einrichtungen arbeiteten profitabel. Wenn ein Haus Verluste macht, dann liege das nicht an fehlenden Erlösen, sondern an mangelhafter Leitung und Kommunikation. Gute Pflege sei auch unter den aktuellen Bedingungen möglich, so Nolde weiter.

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"Eine Einrichtung mit guter Führung verdient Geld", sagt Compassio-Chef Christopher Nolde im Gespräch mit Focus Online

In dem Focus-Online-Interview widerspricht Nolde der weit verbreiteten Annahme, die Pflegebranche leide in erster Linie unter Engpässen bei den finanziellen Mitteln. "Das stimmt nicht. Die fehlen gar nicht", sagt er. Rund 80 der knapp 100 Compassio-Häuser liefen inzwischen wirtschaftlich stabil. Wo Defizite auftreten, liege die Ursache meist nicht in den Erlösen, sondern in "schlechter Führung".

Nolde betont, dass eine gute Leitung und klare Kommunikation entscheidend seien, um eine Einrichtung profitabel zu führen und damit auch gute Pflege zu ermöglichen. "Eine Einrichtung mit guter Führung verdient Geld", so der Compassio-Chef.

"Das Geschwurbel muss aufhören"

Der Manager kritisiert eine in der Pflege weit verbreitete "gefühlsgesteuerte" Führungskultur. In vielen Teams fehle die Bereitschaft, Probleme offen anzusprechen. "Viele Worte, wenig Inhalt", sagt Nolde. Dadurch entstünden Mobbing, Intrigen und Misstrauen. "Das Geschwurbel muss aufhören." Er fordert mehr Verbindlichkeit in der Kommunikation: „Ich brauche die Unterlagen bitte bis Ende der Woche. Punkt.“

Nolde sieht auch in starren gesetzlichen Vorgaben ein Problem. Die Fachkraftquote werde teilweise zum Selbstzweck, während funktionierende Häuser mit kleinen Abweichungen bestraft würden. Zudem verhindere Bürokratie effizientes Arbeiten: "Der Abteilungsleiter kommt noch immer mit der Unterschriftenmappe ins Büro, weil die Ämter das so wollen."

"Wenn die Mitarbeiter happy sind, sind es auch die Bewohner"

Zufriedene Mitarbeitende seien die Basis für gute Pflege, betont Nolde. "Ich persönlich glaube, dass – auf den Punkt gebracht – zuerst die Mitarbeitenden happy sein müssen, dann sind es auch die Bewohner." Klare Strukturen, gerechte Dienstpläne und offene Kommunikation sorgen für Stabilität.

Wirtschaftlicher Erfolg und Menschlichkeit sind für Nolde kein Widerspruch. "Die Frage, ob menschliche Pflege bezahlbar ist, ist falsch gestellt. Es ist die schlechte Pflege, die teuer ist." Nolde nennt ein Beispiel. Oft heiße es, es sei finanziell nicht machbar, eine alte Frau beim Spaziergang zu begleiten. "Wenn die Dame allerdings die ganze Zeit nur rumsitzt, immer unbeweglicher und unsicherer wird und schließlich stürzt, wird das völlig selbstverständlich bezahlt: Krankenhaus, Rehabilitation und obendrauf das leerstehende Bett bei uns im Haus", so Nolde. Doch allein der Transport ins Krankenhaus sei um ein Vielfaches teurer als die Begleitung zum Spaziergang.

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