Igefa

Tägliche News für das Management von Pflege und Wohnen im Alter

20. November 2024 | 20:26 Uhr
Teilen
Mailen

DiPa-Behörde lehnt bisher einzigen Pflege-App-Antrag ab

Rückschlag für digitale Innovationen in der Pflege: Die Liste der Digitalen Pflegeanwendungen (DiPa), die von den Kassen bezahlt wird, bleibt leer. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die Zulassung der Lindera-App zur Sturzprävention abgelehnt. Auch positive Studienergebnisse halfen nicht. Die aktuellen Bewertungsansätze des BfArM ignorierten die komplexen Realitäten der Pflegepraxis, so Lindera-Gründerin Diana Heinrichs (Foto). Experten kritisieren die Maßstäbe des BfArM als realitätsfern.

Heinrichs Diana Gründerin Lindera.jpg

Lindera-Gründerin Diana Heinrichs ist mit der Kassenzulassung ihrer Sturzpräventions-App als Digitale Pflegeanwendung gescheitert

Die Lindera-App für das Smartphone analysiert mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Bewegung älterer Menschen und ermittelt ihr individuelles Sturzrisiko. Trotz positiver Studienergebnisse wurde die App nicht als Digitale Pflegeanwendung zugelassen. Das BfArM begründet die Entscheidung mit fehlenden standardisierten Studienumgebungen und nicht kontrollierbaren Faktoren wie der bestehenden Pflegesituation. 

Doch genau hier liegt für Lindera-Gründerin Heinrichs der Knackpunkt: Pflege ist keine Laborumgebung, sondern eine multifaktorielle Realität. "Der bloße Blick auf wissenschaftliche Evidenz ohne Einbinden pflegefachlicher Kompetenz lässt keinen Raum für die Realitäten des Pflegealltags", schreibt Heinrichs in ihrem Lindera-Blog.

Die App zeigte in einer Zulassungsstudie mit über 150 Probanden eine signifikante Reduktion von Sturzrisiken. Dennoch scheiterte der Antrag an den regulatorischen Anforderungen. "Die Entscheidung ist für niemanden mit Praxisbezug nachvollziehbar", betont Christine Vogler, Vorsitzende des Deutschen Pflegerats.

Kritiker wie Lindera und Branchenexperten fordern, die Bewertungsansätze für DiPAs zu ändern. Die Anforderungen des BfArM seien zu stark an die Pharmalogik angelehnt und berücksichtigen weder die gesetzlichen Vorgaben noch pflegefachliche Expertise. "Ohne realitätsnahe Maßstäbe bleiben die Bedürfnisse der Pflege unerfüllt", so Vogler.

Die verweigerte Zulassung der Lindera-App hat auf der Linkedin-Seite von Gründerin Heinrichs eine Debatte und über 50 Kommentare ausgelöst. Die einen sehen sich bestätigt in ihrer Einschätzung, dass die DiPa ein Flop wird. Andere sehen einen Rückschlag für die Digitalisierung in der Pflege. Dranbleiben, ermutigen weitere Branchenteilnehmer die Lindera-Macher. Sie seien Vorreiter und sollten nicht aufgeben.

Thomas Hartung

Newsletter kostenlos bestellen

Ja, ich möchte den Newsletter täglich lesen. Ich erhalte ihn kostenfrei und kann der Bestellung jederzeit formlos widersprechen. Meine E-Mail-Adresse wird ausschließlich zum Versand des Newsletters und zur Erfolgsmessung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Damit bin ich einverstanden und akzeptiere die Datenschutzerklärung.

Anzeige Hartmann