Für Pflegeassistenz gibt es 27 verschiedene Ausbildungsgänge
Auch vier Jahre nach Einführung der neuen Pflegeausbildung gibt es bei Pflegehelfern oder Pflegeassistenten in Deutschland ein föderales Chaos. Es existieren 27 verschiedene Ausbildungsgänge in den Bundesländern, stellt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) fest. Die AWO kritisiert, dass nicht einmal die Ausbildungsdauer gleich ist und pocht wie andere Verbände auf Vereinheitlichung. Die Bundesregierung hat eine einheitliche Pflegeassistenzausbildung angekündigt.
Vor vier Jahren wurde die bundeseinheitliche, generalistische Pflegeausbildung eingeführt, aber bei den Pflegehelfern hat jedes Bundesland andere Vorgaben. Das BIBB nennt in seiner Fachpublikation Pflegehilfe und Pflegeassistenz – ein Überblick über die landesrechtlichen Regelungen für die Ausbildung und den Beruf 27 verschiedene Ausbildungslehrgänge in den Bundesländern.
Die Zahl unterschiedlicher Ausbildungsgänge ist deshalb größer als die der Bundesländer, weil manche gleich mehrere Ausbildungen definiert haben. Zum Beispiel Bremen. Dort gibt es die Ausbildung zu Gesundheits- und Krankenpflegehelfer, eine Ausbildung zum Pflegefachhelfer und zusätzlich die zum Staatlich geprüften Altenpflegeassistenten. Auch Bayern oder Hessen unterscheiden weiter zwischen Kranken- und Altenpflegehelfer.
Nicht einmal die Ausbildungsdauer ist einheitlich. Für die generalistisch ausgerichtete Ausbildung sind es in Bremen und Nordrhein-Westfalen 12 Monate, in Berlin 18 Monate, im Saarland 23 Monate und in Sachsen 24 Monate.
AWO fordert Durchlässigkeit und Perspektiven für Schulabbrecher
"Dem wachsenden Personalbedarf im Assistenzbereich steht also ein unüberschaubarer Flickenteppich in der Qualifizierung entgegen", stellt Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt, nüchtern fest. Sie begrüßt die angekündigte Initiative der Bundesregierung für eine die Vereinheitlichung der Pflegeassistenzausbildung und hat dafür ein Eckpunktepapier vorgelegt.
Die AWO fordert in ihrem Positionspapier eine einheitliche Ausbildungsdauer von einem Jahr und die Durchlässigkeit des Ausbildungssystems. "Ein unbürokratischer Wechsel von der Fachkraft- zur Assistenzausbildung ist notwendig, um junge, interessierte Menschen in der Pflege zu halten, auch wenn die Anforderungen der Fachkraftausbildung sich als zu hoch erweisen." Zudem will die AWO Hürden für den Berufseinstieg senken. Menschen ohne Schulabschluss sollten Perspektiven eröffnet bekommen.
Thomas Hartung