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29. Januar 2024 | 07:00 Uhr
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Generalistik bringt nur Krankenhäusern mehr Nachwuchs

Ein klares Nein ist die Antwort auf die Frage, ob die generalistische Ausbildung es der Altenpflege leichter gemacht hat, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen. Mehr als drei Viertel der über 400 Teilnehmer einer Umfrage von Care vor9 sind dieser Meinung. Zudem sagen zwei Drittel der Befragten, die Generalistik hat dazu geführt, dass viele junge Fachkräfte nach ihrer Ausbildung ins Krankenhaus abwandern, weil sie dort mehr verdienen.

Pflegekraft Azubi Pflegeschule Pfleger Foto iStock BongkarnThanyakij

Viele junge Azubis in der Altenpflege zieht es nach ihrer Ausbildung ins Krankenhaus

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"Erleichtert es die generalistische Ausbildung, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen?" wollte Care vor9 wissen. 76 Prozent der Umfrageteilnehmer, die fast alle in leitender Funktion in der Altenhilfe arbeiten, verneinen diese Frage ganz klar. Nur 17 Prozent sagen ja, 7 Prozent haben keine Meinung dazu. 

In mehr als 100 Kommentaren kristallisieren sich zwei Hauptgründe dafür heraus. "Die Ausbildung ist so umfassend und kompliziert gestaltet, das schreckt eher ab", heißt es da. Dieses Argument teilen viele. "Die Inhalte sind so stark komprimiert, der Stoff so geballt, dass sogar gute Schüler unter dem Druck versagen", schreibt ein Umfrageteilnehmer und fragt, "was ist mit den nicht so guten Schülern, welche aber super Pflegekräfte wären?"

Hauptschülern wird der Zugang erschwert

Einen erschwerten Zugang zur Ausbildung als Pflegefachperson sehen viele andere als Grund für rückläufige Azubi-Zahlen. "Generalistik kann nicht mit Hauptschule absolviert werden, ohne dass vorher eine Helferausbildung gemacht wird. Das hält Interessierte von der Ausbildung ab", kommentiert ein Umfrageteilnehmer und ist mit dieser Meinung nicht allein.

Ein anderer beklagt eine weitere Entwicklung: "In unserer Einrichtung konnten wir viele junge Menschen über ein Praktikum für den Beruf in der Altenpflege gewinnen und letztendlich mit der Verbundenheit zum Betrieb (Praktikum, Aushilfe, Ausbildung) halten. Mit der Generalistik geht diese Verbundenheit verloren."

Junge Fachkräfte wandern ins Krankenhaus ab

Negativ geht die Generalistik für viele Entscheider in der Altenpflege noch aus einem anderen Grund aus. 63 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die generalistische Ausbildung zu einem Abwandern der jungen Fachkräfte ins Krankenhaus führt, weil sie dort mehr verdienen. 26 Prozent der Teilnehmer verneinen die Abwanderung ins Krankenhaus. Elf Prozent habe dazu keine Meinung.

Viele Umfrageteilnehmer meinen allerdings, dass der Verdienst nicht die Hauptrolle bei der Abwanderung spiele. "Es sind auch die attraktiveren Entwicklungsmöglichkeiten, die ein Krankenhaus bietet, da können Pflegeeinrichtungen nicht mithalten", so ein Kommentar. "Es dreht sich auch um Abwechslung ("im KH ist mehr los"), Erfolgserlebnisse, vermeintlich bessere Zukunftsperspektiven in verschiedenen Fachbereichen und flexiblere Arbeitsmodelle", schreibt ein anderer Teilnehmer. 

Kliniken locken mit Versprechungen und mehr Geld

Bereits während der Ausbildung werben Krankenhäuser die besten Azubis ab, so ein mehrfach geäußerter Vorwurf. "Sie locken mit Versprechungen, die im Nachhinein aber oft nicht eingehalten werden, für junge Menschen aber erst einmal sehr attraktiv klingen."

Andere Teilnehmer der Care-vor9-Umfrage bestätigen den höheren Verdienst als Grund für einen Wechsel. "Die Einstiegsgehälter in den Krankenhäusern liegen teilweise 1.000 Euro höher!", so ein Leser. Zustimmung von einem weiteren: "Die Gehälter in der Altenpflege können immer noch nicht mit denen der Krankenhäuser konkurrieren."

An der nicht repräsentativen Umfrage von Care vor9 haben 408 Leser teilgenommen. 70 Prozent von ihnen arbeiten in der stationären Pflege, 20 Prozent in der ambulanten Pflege, 10 Prozent im Betreuten Wohnen und in anderen Bereichen. 52 Prozent begleiten die Position eines Geschäftsführers oder Einrichtungsleiters. 36 Prozent sind Abteilungsleiter oder haben eine leitende Funktion. Sechs Prozent sind Fachkräfte, ebenso viele gaben Sonstige an.

Thomas Hartung

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