Lauterbachs Gesundheitskioske mit Pflegekräften vom Tisch
Das Netz von 1.000 Gesundheitskiosken, die von einer examinierten Pflegefachkraft geleitet werden sollten, verschwindet in der Schublade. Im aktuellen Entwurf des "Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes" von Minister Karl Lauterbach (Foto) wurde es jedenfalls gestrichen. Offenbar auf Druck der FDP, die darin "ineffiziente Doppelstrukturen" sieht. Die Kioske sollten pro Jahr 400.000 Euro kosten und Patienten beraten, vermitteln und medizinische Routineaufgabe wie Blutzucker messen oder Wundversorgung übernehmen.
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Die Gesundheitskioske sollten nach Lauterbachs Idee von den Kommunen initiiert und mehrheitlich von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen finanziert werden. "Selbst in strukturell schwachen Gebieten sollen alle die Möglichkeit haben, schnell und kompetent in Gesundheitsfragen beraten zu werden und unbürokratisch Hilfe zu erhalten", so der Gesundheitsminister bei der Vorstellung. "Beratung, Vermittlung und vorbeugende Maßnahmen sind Beispiele für die Lücken im System, die so in benachteiligten Regionen geschlossen werden sollen." Hauptaufgabe der Kioske sei, den Zugang zur Versorgung von Patienten mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern und zu koordinieren.
Caritas kritisiert die Streichung der Gesundheitskioske aus dem Gesetz. "Durch niedrigschwellige Angebote stellen sie die Vor- und Nachsorge insbesondere vulnerabler Personengruppen zielgenau sicher", sagt Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. In vielen Ländern wie Finnland oder Kanada, aber auch in Deutschland gebe es Belege, dass Gesundheitskioske wirkungsvoll seien. In Essen erfüllten die Kioske seit zwei Jahren eine Lotsenfunktion durch das Gesundheitssystem. "Sie ergänzen die Arbeit der Ärzte und sind eine Schnittstelle zwischen Arztpraxis und dem privaten Umfeld beziehungsweise zwischen Krankenhaus und Reha-Maßnahme", sagt der örtliche Caritas-Direktor Enno Hermans.
Thomas Hartung