Leitende Angestellte im Schlierseer Pflegeskandal angeklagt
Fünf Jahre lang hat die Staatsanwaltschaft München ermittelt, was genau in der Seniorenresidenz Schliersee passiert ist: Jetzt hat sie Anklage gegen drei Frauen erhoben. Es handelt sich um ehemalige Führungskräfte der inzwischen geschlossenen Einrichtung des italienischen Trägers Sereni Orizzonti. Den drei Angeklagten wird versuchte gefährliche Körperverletzung in drei Fällen sowie vorsätzliche und gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.

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In der Schliersee Seniorenresidenz ging es um fundamentale Pflegemängel etwa um Hilfe beim Trinken
Spätestens seit Anfang 2020 sei eine "fachlich ordnungsgemäße und die Gesundheit erhaltende und fördernde Pflege nicht mehr möglich" gewesen, zitiert der Bayerische Rundfunk die Staatsanwaltschaft München II. Es gehe um Hilfe beim Essen und Trinken, Hilfe bei Toilettengängen und Dekubitusprophylaxe.
Der Versorgungsmangel war so groß, dass die Bundeswehr mit Soldaten anrückte, um auszuhelfen. Bald danach nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf. Dabei beauftragte sie die Pflegeexpertin und Professorin Martina Hasseler von der Ostfalia Hochschule mit einem Pflegegutachten. Hasseler sieht eine Mitverantwortung bei den Prüfsystemen, den Pflegekassen, der Politik und den Aufsichtsbehörden.
Die Kinderkrankenschwester Andrea Würtz, damals Mitarbeiterin im Gesundheitsamt Miesbach, bekam die Missstände bei einem Besuch der Seniorenresidenz im Zusammenhang mit Corona-Vorkehrungen zu sehen und informierte seinerzeit den Bayerischen Rundfunk. Sie schrieb am Freitag auf Linkedin: "In der Seniorenresidenz Schliersee fehlte es den Menschen an den elementarsten Dingen, es wäre unpassend, nur von Grundbedürfnissen oder vereinfacht Versorgungsmängeln zu sprechen. Sie haben unfassbar gelitten. Was jetzt juristisch in Anklagen gegen drei Personen mündet, ist für mich vor allem ein Symbol dafür, wie wenig Systemverantwortung bisher wirklich übernommen wurde."
Ob es ein Gerichtsverfahren gegen die drei Angeklagten gibt, steht noch nicht fest.