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25. Juni 2025 | 07:00 Uhr
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MD bemängelt Wundversorgung und Qualitätsmanagement

Laut dem aktuellen Bericht des Medizinischen Dienstes (MD) ist die Versorgungsqualität in Pflegeheimen, Tagespflegen und in der ambulanten Pflege insgesamt zufriedenstellend. In zentralen Bereichen wie der Behandlungspflege, dem Umgang mit herausforderndem Verhalten oder der pflegerischen Risikoerfassung bestehen jedoch weiterhin erhebliche Mängel. Besonders auffällig sind Defizite bei der Wundversorgung und Schwächen im Qualitätsmanagement. Der jetzt vorgelegte Bericht für das Jahr 2023 zeigt Licht und Schatten.

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Die Qualität der Pflege bewertet der Medizinische Dienst insgesamt als zufriedenstellend

Die pflegerische Versorgung in Deutschland bleibt eine Herausforderung. Zwar stellt der neue Pflegequalitätsbericht des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung der Pflege insgesamt ein zufriedenstellendes Zeugnis aus. Im Detail offenbaren sich jedoch zahlreiche Defizite, vor allem bei der medizinischen Behandlungspflege. Der Bericht basiert auf knapp 25.000 Qualitätsprüfungen in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen im Jahr 2023, bei denen die Versorgung von über 167.000 Pflegebedürftigen untersucht wurde.

Pflegeheime: gute Grundversorgung, schwache Wundpflege

In den rund 9.800 überprüften stationären Pflegeeinrichtungen erhalten Pflegebedürftige eine insgesamt solide Unterstützung bei körperbezogenen Pflegemaßnahmen wie Körperpflege, Ernährung oder Mobilität. Besonders positiv bewertet der Bericht die Begleitung in der Eingewöhnungsphase sowie die Förderung von Kommunikation und Beschäftigung. Auch bei der Plausibilität der Indikatorendaten gab es kaum Auffälligkeiten.

Probleme zeigen sich dagegen in der Behandlungspflege. So weist die Wundversorgung laut Bericht "erheblichen Optimierungsbedarf" auf. Auch im nächtlichen Versorgungsalltag fehlt es teils an verlässlicher Unterstützung. Der Umgang mit herausforderndem Verhalten, etwa bei psychischen oder demenziellen Erkrankungen, gestaltet sich schwierig. Zudem hapert es am internen Qualitätsmanagement: Zwar erkennen Einrichtungen Versorgungsdefizite, setzen aber zu selten wirksame Maßnahmen zur Verbesserung um. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen. Personalmangel, steigende Kosten, hohe Fluktuation und verkürzte Verweildauern erschweren vielerorts den Alltag.

Ambulante Pflege: Fortschritte bei Strukturen, Defizite in der Beratung

Auch in der ambulanten Pflege, die mit knapp 11.000 Prüfungen den größten Anteil im Bericht einnimmt, sind Fortschritte sichtbar. Vor allem das Hygienemanagement bleibt stabil auf gutem Niveau. Bei spezialisierten Leistungen, wie etwa der Versorgung beatmeter Personen in der außerklinischen Intensivpflege, erfüllen immer mehr Anbieter die geforderten Qualifikationen.

Trotzdem zeigt der Bericht auch hier Schwächen. So fehlt es bei der individuellen Risikoberatung zu Dekubitus, Stürzen, Ernährung und dem Umgang mit Demenz weiterhin an Tiefe und Systematik. Die pflegefachliche Begleitung neuer Mitarbeiter in komplexen Pflegesettings muss ausgebaut werden. Kritisch äußert sich der Bericht auch zum Umgang mit Beschwerden. Aus Sicht der Pflegebedürftigen gibt es hier weiterhin Verbesserungsbedarf.

Die erneut sehr hohe Zufriedenheit der ambulant versorgten Personen, die im Bericht ausgewiesen wird, relativiert der Medizinische Dienst selbst. So sei die Aussagekraft aufgrund möglicher sozial erwünschter Antworten, Abhängigkeitsverhältnisse oder kulturell geprägter Zurückhaltung begrenzt. Zwar äußerten sich 98,9 Prozent der Befragten "immer zufrieden", doch nur etwa die Hälfte der Stichprobenpersonen beantwortete die entsprechende Frage überhaupt.

Tagespflege: guter Betreuungsschwerpunkt, geringe Reichweite

In der Tagespflege, die 2023 rund 4.000 Mal geprüft wurde, liegt der Fokus klar auf sozialer Betreuung und Beschäftigung. Die Qualität in diesen Bereichen wird durchweg als gut bewertet. Körperbezogene Pflege oder Behandlungspflege spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Das hängt auch mit der begrenzten Verweildauer der Gäste und ihrer meist stabileren gesundheitlichen Verfassung zusammen.

Allerdings ist der Einfluss der Tagespflegeeinrichtungen auf die Gesamtversorgung der Pflegebedürftigen laut Bericht begrenzt. Wo medizinische Unterstützung notwendig ist, etwa bei psychischen Problemlagen oder herausforderndem Verhalten, greift die Tagespflege häufig nicht tief genug. Dennoch fallen nur selten gravierende Mängel mit Risiko für negative Folgen auf. Sollte sich dieser Trend stabilisieren, könnte eine Verlängerung der Prüfintervalle laut Bericht sinnvoll sein.

Der komplette Bericht Qualität in der ambulanten und stationären Pflege kann als PDF von der Website des Medizinischen Dienstes Bund heruntergeladen werden.

Thomas Hartung

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