Neue Vorwürfe und großes Medienecho nach Pflegekraft-Notruf
Bundesweite Schlagzeilen: Der Fall einer Pflegefachkraft in einer Berliner Seniorenresidenz, die Polizei und Feuer rief, weil der Nachtdienst nicht erschienen war, löste ein bundesweites Medienecho und eine Debatte über den Pflegenotstand aus. Gleichzeitig tauchten neue Vorwürfe gegen den Heimbetreiber Domicil auf, die das Unternehmen zurückweist.
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Laut Bild (Abo) vom Freitag erheben ehemalige Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen die Einrichtung. Anders als das Unternehmen es darstelle, sei Unterbesetzung in dem Pflegeheim kein Einzelfall gewesen. Im Dezember habe eine Pflegefachkraft im Frühdienst ebenfalls die 112 gewählt, weil außer ihr nur zwei Assistenten für über 140 Bewohner vor Ort gewesen seien. Drei frühere Pflegehelfer der Einrichtung berichten von angeblich erfundenen Mitarbeiternamen und schweren Missständen.
Domicil spricht von "unsubstantiierten Vorhaltungen", die ein Sprecher gegenüber Care vor9 als "wahrheitswidrig" bezeichnet. "Die im Raum stehenden Vorwürfe weisen wir zurück", so Domicil weiter und man werden sich "dazu öffentlich nicht äußern".
Die Berliner Zeitung berichtet zudem, dass in der Nacht des Notrufs in dem Pflegeheim eine an "Locked-in-Syndrom" leidende Bewohnerin gestorben sei. Nach einem anonymen Hinweis ermittele nun die Staatsanwaltschaft, schreibt der Spiegel.
Der Vorfall in dem Berliner Pflegeheim bringt die drängenden Probleme in der Pflege wieder in die Schlagzeilen. Hunderte Artikel sowie Radio und Fernsehen berichteten über den Notruf der Pflegefachkraft. Rufe einzelner Politiker nach strengeren Kontrolle werden laut. Die Gewerkschaft Verdi fordert verpflichtende Notfallpläne.
Auch die Pflege äußert sich. Ein so dramatischer Fall wie der in Lichtenberg sei zwar eine Ausnahme, sagt Heike Prestin, Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) Nordost dem RBB. "Dass sehr wenige Pflegefachpersonen für sehr viele pflegebedürftige Menschen zuständig sind und deren Versorgung übernehmen und das mitunter auch weit über ihre Kräfte geht, das ist tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme."
Thomas Hartung