Pflegeprofis werden bei Digitalisierung nicht einbezogen
"Viele digitale Lösungen werden derzeit an der beruflichen Pflege vorbeientwickelt", sagt Christine Vogler (Foto), Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR) auf der Veranstaltung des Handelsblatts "Health – The Digital Future 2022". Die Pflege müsse bei der Entwicklung digitaler Lösungen systematisch einbezogen werden, und das bedürfe einer Festschreibung in den entsprechenden Gesetzen.

Reiner Freese
DPR-Präsidentin Christine Vogler fordert eine bessere Einbindung der Pflege bei der Entwicklung digitaler Lösungen
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Das Problem der mangelnden Abstimmung digitaler Lösungen mit der Pflege legte sie anhand der Patientenakte dar: "Bei deren Entwicklung war die Profession Pflege nicht beteiligt. Und richtig mit ihr arbeiten darf und kann sie trotz ihrer Kompetenzen auch nicht, weil ihr dafür vom Gesetzgeber die Rechte nicht gegeben werden. Das Gesundheitssystem kann so auf Dauer nicht funktionieren."
Vogler plädierte für eine Neustrukturierung des Gesundheitssystems "bis hin zur beruflichen Pflege aus einer Hand" mit der Zusammenführung des Sozialgesetzbuchs V und XI.
Die DPR-Präsidentin beklagt die Versäumnisse der "letzten 20 bis 30 Jahre". Man brauche eine Neuordnung der Heilberufe und viel mehr gleichwertigere Ausbildungen in der beruflichen Pflege bis hin zur akademischen Pflege. Als Beispiel wie das erfolgreich funktionieren könne, weist Sie auf die skandinavischen Länder.
Zur Frage, ob Digitalisierung helfe, den Pflegenotstand zu beheben, sagte Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats Irene Maier auf derselben Veranstaltung: "Wenn kein Pflegepersonal da ist, dann hilft die beste Digitalisierung nichts. Sie ist kein Ersatz für Hilfeleistungen. Wir brauchen mehr Personal in allen Settings. Digitalisierung kann jedoch begleiten, bei der Sturzprophylaxe, für eine bessere Mobilität wie auch zur Verbesserung der kognitiven Möglichkeiten. Sie kann helfen, Transfers zu vermeiden."