"Politik geht Pflegenotstand nicht ausreichend an"
80 Prozent der Bevölkerung sind überzeugt, dass Politiker in Deutschland den Pflegenotstand nicht mit dem nötigen Nachdruck angehen. Das zeigt eine repräsentative You-Gov-Umfrage im Auftrag der Malteser. Gleichzeitig hat sich fast die Hälfte der Befragten noch keine Gedanken gemacht, wie ihr Leben im Falle von Pflegebedürftigkeit aussehen sollte.
Lena Kirchner/Malteser
Jeder Dritte kann sich vorstellen, Pflegebedürftige ehrenamtlich zu begleiten
Jeder zweite der rund 2.000 Befragte fürchtet den Verlust der Selbstständigkeit und sorgt sich um die Bezahlbarkeit der Pflege. "Dennoch sorgt die Mehrheit der Befragten nicht aktiv für ihre Pflege im Alter vor", heißt es bei den Maltesern. Jeder Fünfte habe finanzielle oder juristische Vorbereitungen getroffen, aber nur sehr wenige (4%) organisatorische Vorbereitungen wie Gespräche mit Pflegeheimen, um sich beispielsweise auf eine Warteliste setzen zu lassen, und Absprachen mit den Angehörigen.
Den Maltesern als Pflegeanbieter und Hilfsorganisation ging es in ihrer Befragung auch um die Bereitschaft, ehrenamtlich Aufgaben der Pflege und Betreuung zu übernehmen. Bisher haben nur neun Prozent der Befragten einen Pflegebedürftigen außerhalb der Familie betreut, innerhalb der Familie haben dies schon 29 Prozent getan.
56 Prozent können sich nicht vorstellen, Pflegebedürftige ehrenamtlich zu betreuen
Jeder Dritte wäre aber bereit, pflegebedürftige Menschen außerhalb der Familie ehrenamtlich zu begleiten. Vorstellbar sind für viele vor allem Besuche und Gespräche (66 %), gefolgt von Ausflugsbegleitungen und der Unterstützung im Haushalt. Als Motivation nennen sie den Wunsch, Gutes zu tun (57%), Einsamkeit zu lindern (56%) und später selbst Hilfe zu erhalten (53%).
Eine Mehrheit (56%) kann sich allerdings nicht vorstellen, sich ehrenamtlich an der Pflege von Nicht-Familienmitgliedern zu beteiligen. Als größte Hindernisse werden Zeitmangel und das Unbehagen, fremden Menschen zu nahe zu kommen genannt sowie – gerade mit zunehmendem Alter – gesundheitliche Probleme.
Als Anreize für ehrenamtliche Pflege und Betreuung würden bei vielen Befragten zuallererst Aufwandsentschädigungen oder Rentenpunkte wirken. Für Vierten ist hingegen die Bereitschaft, sich zu engagieren, nicht von Anreizen abhängig.