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5. Dezember 2025 | 07:00 Uhr
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Sind die Ansprüche an künftige Assistenz-Azubis zu hoch?

Die Pflegeassistenzausbildung wird anspruchsvoll. Doch sind die künftigen Azubis ihr gewachsen? Nicht wenige Pflegepädagogen und Träger haben Zweifel. Schon jetzt seien in den Pflegehelfer-Ausbildungen der Länder die Abbruchraten höher als in der Pflegefachausbildung, heißt es. Denn viele Assistenz-Azubis stammten aus instabilen Verhältnissen und seien psychisch belastet.

Assistenz-Azubis brauchen besondere Aufmerksamkeit, um die Ausbildung zu Ende zu bringen

Im Altenhilfebarometer 2025 des Beratungsunternehmens Curacon taucht die Pflegehelferausbildung nur kurz im Zusammenhang mit der neuen Personalbemessung PeBeM auf. Aber der eine Satz hat es in sich: "Ein Problem scheint auch die Qualifizierung von Mitarbeitern, denn die Durchfallquoten seien hoch, berichten die Befragten." Rainer Merschmann, beim Verband der Deutschen Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) Geschäftsführer der VDAB Schulungszentrum GmbH, kann das nur bestätigen: "Ich habe keine Statistik. Aber aus der Erfahrung an unseren Schulen und von dem, was ich von anderen Bildungseinrichtungen höre, sind die Abbrecherquoten höher als bei der dreijährigen Ausbildung und die Erfolgsquoten bei den Prüfungen schlechter." Das lasse sich "ganz simpel" erklären, meint Merschmann, der für insgesamt vier Schulstandorte verantwortlich ist: Das Bildungsniveau sei einfach nicht so hoch wie in der Pflegefachausbildung, die auch von einem guten Teil Abiturienten absolviert wird. 

DRK appelliert an Politik, die oft instabile Situation der Azubis zu berücksichtigen 

Das Deutsche Rote Kreuz rät dringend davon ab, angesichts dieses Befunds, die Ansprüche noch viel höher zu schrauben. In einer Stellungnahme zur aktuell diskutierten "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegefachassistenz" schreibt das DRK: "Unsere bisherigen Erfahrungen mit den Ausbildungen in der Pflegehilfe bzw. Pflegeassistenz nach Landesrecht zeigen, dass zwischen den fachlichen Anforderungen der Ausbildung und den Voraussetzungen der Zielgruppe eine bessere Balance hergestellt werden muss, um den Ausbildungserfolg nicht zu gefährden."

Die Stellungnahme des DRK ist in weiten Teilen ein Appell an die Politik, das vergleichsweise niedrige Bildungsniveau und die oft nicht einfache psychische Verfassung der Azubis zu berücksichtigen. Es handele sich um eine Zielgruppe, die "hohen Unterstützungsbedarf" habe – es sei deshalb besser, sie länger als jetzt geplant in ihrem Ausbildungsbetrieb arbeiten zu lassen.

Der Gesundheitszustand der Assistenz-Azubis sei erfahrungsgemäß ebenfalls schlechter als der von Pflegefach-Auszubildenden wegen der "Korrelation zwischen sozioökonomischem Status und Gesundheitszustand". Das DRK plädiert dafür, die anrechenbaren Fehlzeiten heraufzusetzen.

Azubis brauchen Unterstützung wie Schuldnerberatung und Sprachförderung 

Auch Merschmann ist überzeugt, dass die Assistenz-Azubis besondere Aufmerksamkeit brauchen, um die Ausbildung zu Ende zu bringen. "Es kommt noch hinzu, dass sie im Betrieb häufiger anecken, da müssen wir dann oft moderieren. Aber auch im persönlichen Alltag brauchen sie Unterstützung, da geht es um psychische und familiäre Belastung bis hin zu Schuldnerberatung, Wohnungssuche etc." Mehr Schulsozialarbeit, aber auch Sprachförderung sei nötig, sagt Merschmann. "Die Sprachförderung tut auch den heimischen Azubis gut, denn da ist in der Schule oft viel ausgefallen."

Ein Aspekt, der mit Beginn der Assistenzausbildung ab 2027 möglicherweise noch erschwerend hinzukommt, schildert der Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach, Helmut Wallrafen: "Bei uns haben sich bisher rund 30 Prozent der Interessenten für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst am Ende für die einjährige Ausbildung entschieden. Denn da gibt es mehr Geld und am Ende hat man noch eine Ausbildung in der Tasche. Solche Leute aber werden voraussichtlich nicht mehr so zahlreich dabei sein, wenn die Ausbildung 18 Monate dauert." Da FSJler und Bufdis oft einen höheren Schulabschluss haben, könnte das bedeuten: Die Klassen werden aus sozioökonomischer Perspektive noch homogener und damit ein sozialpädagogisches Betreuungsangebot, wie vom DRK und Merschmann angeregt, noch dringender.

Kirsten Gaede   

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