Stiftung Salem testet Exoskelette in der Pflegepraxis
Die ursprünglich für die Mitarbeiter in der Logistik oder dem Handwerk entwickelten Exoskelette, die das Heben und Tragen erleichtern, kommen zunehmend auch in der Pflege zum Einsatz. Doch welchen Nutzen und welche Praxistauglichkeit haben die körpergetragene Stützsysteme eigentlich? Die Diakonie Stiftung Salem hat eine Studie zum Einsatz von Exoskeletten in der Pflege gestartet, um das herauszufinden.
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In der Altenpflege ist die körperliche Belastung der Pflegekräfte bekanntermaßen ein ernstzunehmendes Thema. Es wird geschätzt, dass Pflegepersonal täglich Lasten bewegt, die dem Gewicht eines Autos entsprechen, was Muskel-Skelett-Erkrankungen zur vorherrschenden Beschwerde macht. Simone Lawrenz, bei der Diakonie Stiftung Salem verantwortlich für das betriebliche Eingliederungsmanagement, beobachtet regelmäßig, wie Rückenprobleme zu langen Krankheitszeiten führen, was einige Pflegekräfte sogar zum Berufsausstieg bewegt.
Um das zu verhindern, führt die Diakonie Stiftung Salem nun eine Pilotstudie durch, um zu ermitteln, ob moderne Technologien wie Exoskelette die Arbeitsbelastung verringern und Muskel- und Gelenkbeschwerden entgegenwirken können. Diese Untersuchung, die erste ihrer Art, wird vom Verein Wohnxperium wissenschaftlich begleitet.
Das Exoskelett ist nun insgesamt 50 Arbeitstage im Einsatz
Zum Einsatz kommt in der Studie das Bionic-Back, ein sogenanntes passives Exoskelett von Help Tech. Wird es beim Arbeitseinsatz getragen, verringere sich die Belastung für die Rückenmuskulatur um bis zu 86 Prozent, so die Versprechung des Herstellers. An der Studie nehmen insgesamt 15 Mitarbeiter aus der stationären Pflege teil. Einige haben bisher keine Rückenbeschwerden, andere hatten bereits mit Muskel-Skelett-Erkrankungen zu kämpfen. So wie Andrea Breuer, die im Stift Lahde der Mindener Diakonie arbeitet. Zum Auftakt des Probelaufs sagt sie: "Ich bin gespannt, ob man damit wirklich eine ganze Schicht durchhält."
Über 50 Arbeitstage kann sie nun das Exoskelett insgesamt nutzen. "Dies ist die erste Studie, die sich mit dem Langzeiteinsatz eines Exoskeletts in der Pflege befasst", erklärt Studienleiter Danny Rüffert vom Verein Wohnxperium. Der Verein, der aus einem Projekt der Technischen Universität Chemnitz hervorgegangen ist, hat sich auf die Erforschung von Produkten und Lösungen für das Wohnen und die Pflege im Alter spezialisiert. Für die Studie protokollieren die Teilnehmer täglich ihre Erfahrungen und füllen wöchentlich einen Fragebogen aus. So werden umfangreiche Daten zur subjektiven Wahrnehmung und Effektivität des Exoskeletts erhoben.
Die Anschaffungskosten liegen bei rund 2.800 Euro pro Exoskelett
Sollten die Erfahrungen im Praxistest überwiegend positiv ausfallen, dürfte der Kauf der Exoskelette bei der Diakonie Stiftung Salem zur Diskussion stehen. Die Kosten für ein Bionic-Back liegen bei rund 2.800 Euro netto zzgl. der Kosten für einen Überzieher. "Im Gegensatz zu einigen anderen Anbietern, haben wir keine weiteren regelmäßigen Abo-Kosten. Der Bionic-Back kann also ganz klassisch als einmalige Ausgabe erworben werden, alternativ gibt es auch die Möglichkeit des Leasings, wofür wir einen Drittanbieter nutzen", erklärt Carolin Mühle, Business Development Managerin bei Help Tech. Das Unternehmen ist Vertriebspartner des Bionic-Black-Herstellers in Deutschland. Eine Kostenübernahme sei unter gewissen Bedingungen auch möglich, jedoch immer eine individuelle Entscheidung des Kostenträgers.
Pascal Brückmann