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12. Dezember 2025 | 07:00 Uhr
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Warum ein Pflegedienst zwei Schwerbehinderte beschäftigt

Geschäftsführer Miodrag Tomic (Foto) stellte eine schwerbehinderte Bewerberin ein, obwohl dies zunächst mehr Aufwand als Entlastung für seinen kleinen Pflegedienst in Wiesbaden bedeutete. Unterstützt von der Wohlfahrtspflege hat er für sie ein stabiles Arbeitsumfeld entwickelt. Bald kommt noch eine Mitarbeiterin mit Schwerbehinderung dazu. Ganz nebenbei hat Tomic für sein Engagement kürzlich sogar eine Auszeichnung des Landes Hessen erhalten.

Eigentlich müsste Miodrag Tomic keine Mitarbeiterin mit Schwerbehinderung beschäftigen, denn sein Pflegedienst hat weniger aus 20 Mitarbeiter 

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Die Beschäftigung von Schwerbehinderten war für Miodrag Tomic eigentlich kein Thema. Er ist dazu nicht verpflichtet, denn sein auf Wundversorgung spezialisierter Pflegedienst in Wiesbaden beschäftigt weniger als 20 Mitarbeiter. Doch eines Tages kam die 40-jährige Frau P., wie Tomic sie nennt, zu einem Vorstellungsgespräch, und fragte, ob sie als geistig Schwerbehinderte bei ihm anfangen dürfe. Nein, sagte Tomic, aber sie könne es doch bei einer großen Firma versuchen, die könne im Grunde nicht Nein sagen. Dann erzählte Frau P. von ihren Erfahrungen in einem großen Unternehmen: dass sie nie mit den anderen Kollegen zusammen frühstücken durfte und sich diskriminiert fühlte. "Sie sagte, sie wolle nicht von Sozialleitungen leben und ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein. Das hat mich so gerührt, dass ich ihr zugesagt habe."

"Alle Mitarbeiter mussten sie sehr intensiv einarbeiten"

Tomic hat dann extra eine Stelle für sie geschaffen in seinem Pflegedienst Tomi Care. Assistieren bei der Wundversorgung, Botendienste, Unterstützungsleistungen bei Patienten, Einkaufen – das sollten ihre Tätigkeiten sein. "Anfangs hatte sie gar keine Vorteile für uns. Alle Mitarbeiter mussten sie sehr intensiv einarbeiten, sie kann auch nicht so viele Patienten versorgen, was die Pflegekassen natürlich nicht berücksichtigen können. Sie besetzt eine ganz normale Vollzeitstelle", sagt Tomic.

Aber es hat sich eine Routine entwickelt, mit der Frau P. gut klarkommt. Sie erledigt vor allem immer wiederkehrende Tätigkeiten: Morgens erhält sie eine Liste mit Namen und Adressen von Patienten, für die sie einkauft oder andere kleine Aufträge übernimmt. "Wir mussten unseren Patienten natürlich auch erklären, dass da eine besondere Person kommt, und ein wenig anleiten im Umgang mit Frau P.“, so Tomic. Man kann ihr zum Beispiel keine Flexibilität abverlangen und darf sie nicht mit Informationen und Bitten überfordern. Das bedeutet auch: Nicht jeder Patient ist für sie geeignet.   

Die Wohlfahrtspflege finanziert einen Teil der Lohnkosten 

Nüchtern betrachtet rechnet sich der Aufwand nicht. Aber Tomic erhält Unterstützung von der Wohlfahrtspflege, weil er nachgewiesen hat, dass Frau P. nicht 100 Prozent leisten kann. "So bekommen wir einen Teil ihrer Lohnkosten kompensiert. Die Wohlfahrtspflege hat zu einem großen Teil auch die technische Ausstattung finanziert: ihren Elektroroller, ein Handy und zwei I-Pads, so dass sie mit uns während ihrer Arbeit Kontakt aufnehmen kann, wenn sie nicht weiterweiß."

Für Tomic gibt es aber auch noch eine immaterielle Rechnung: Frau P. kommt richtig gern zur Arbeit und steckt mit ihrer guten Laune die Kollegen an. Belohnt hat ihn für seine "unvoreingenommene Offenheit" kürzlich auch das Sozialministerium in Hessen. Ministerin Heike Hofmann (SPD) zeichnete ihn mit dem Hessischen Landespreis aus und ließ ihre Würdigung wie ein Weihnachtsmärchen klingen: "Die positive Erfahrung beflügelte Herrn Tomic, eine weitere schwerbehinderte Bewerberin kennenzulernen. Sie hatte wertvolles Fachwissen, konnte in ihrem alten Beruf aber behinderungsbedingt nicht mehr arbeiten. Schnell stellte er fest, dass ihre Einschränkungen ohne Belang für die Aufgaben in seinem Pflegedienst sind, und bot auch ihr einen Arbeitsvertrag an."

Kirsten Gaede

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