Wie vorbereiten, wenn der Prüfer kommt, Herr Schlerfer?
Aufräumen ist keine gute Idee, wenn sich der Prüfdienst ankündigt, sagt Careproof-Chef Frank Schlerfer (Foto) auf die Frage nach den größten Fehlern von Einrichtungen bei der Vorbereitung. Careproof ist der Prüfdienst der privaten Krankenkassen und checkt immerhin 3.500 Einrichtungen pro Jahr. Im Interview mit Care vor9 erklärt Schlerfer, wo er die Knackpunkte in den Pflegeeinrichtungen sieht und gibt Tipps, wie sie gut durch die Prüfung kommen.

Careproof
"Viele Einrichtungen haben völlig falsche Vorstellungen davon, was bei einer Qualitätsprüfung im Mittelpunkt steht", sagt Careproof-Geschäftsführer Frank Schlerfer
Herr Schlerfer, Careproof ist der Prüfdienst des Verbands der Privaten Krankenversicherung. Prüfen Sie anders?
Ein bisschen schon. Wir haben zwar einheitliche Qualitätsprüfungs-Richtlinien, die für alle Prüfdienste verbindlich sind. Aber wir legen großen Wert auf einen beratungsorientierten Prüfansatz. Und wir nehmen uns etwas mehr Zeit für die Prüfungen, um der Beratung Raum zu geben.
Das heißt, Careproof ist länger in der Einrichtung als andere medizinische Dienste?
Ja, das ist richtig. Wir sind in der Regel zwei Tage mit zwei Kollegen in den Pflegeeinrichtungen. Das nimmt den Druck, weil wir den Einrichtungen mehr Zeit geben, nebenher besser ihrem Tagesgeschäft nachgehen zu können.
Kommt Careproof unangekündigt?
Grundsätzlich werden die Prüfungen am Vortag angekündigt. Das ist seit einigen Jahren auch gesetzlich so geregelt. Es gibt wenige Ausnahmen, zum Beispiel Anlassprüfungen, die dann unangemeldet erfolgen.
Wie viele Pflegeeinrichtungen prüft Careproof pro Jahr?
Derzeit sind es rund 3.500 Qualitätsprüfungen, die wir durchführen. Das ergibt sich aus dem Anteil der Privatversicherten, der bei etwa zehn Prozent liegt. Das bedeutet, dass Careproof jede zehnte Prüfung in Pflegeeinrichtungen durchführt.
Können Pflegeeinrichtungen Einfluss darauf nehmen, ob sie von Careproof geprüft werden?
Nein, das entscheidet der Zufall.
Was sind die größten Fehler, die Pflegeeinrichtungen bei Prüfung machen?
Viele Einrichtungen haben völlig falsche Vorstellungen davon, was bei einer Qualitätsprüfung im Mittelpunkt steht. Es kommt immer noch vor, dass Einrichtungen zuerst ihre Pflegearbeitsräume aufräumen. Das macht keinen Sinn, denn das ist nicht der Schwerpunkt unserer Prüfungen.
Sondern?
Wir prüfen die Pflegequalität. Unsere Prüfer schauen, wo es im Pflegeergebnis Auffälligkeiten und Defizite gibt, wo Risikofaktoren und Bedürfnisse der Pflegebedürftigen nicht richtig erkannt werden und damit auch notwendige Maßnahmen unterbleiben.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Ja, zum Beispiel das Sturzrisiko bei eingeschränkter Mobilität. Wenn das nicht erkannt wird, gibt es auch keine Maßnahmen, um das Sturzrisiko zu reduzieren.
Wie stellen Ihre Prüfer das fest?
Im Gespräch mit den Pflegebedürftigen, anhand der Pflegedokumentation und durch ein ausführliches Fachgespräch mit den Pflegeeinrichtungen. Im stationären Bereich werden derzeit neun Pflegebedürftige in eine Prüfung einbezogen, im ambulanten Bereich sind es acht.
Wie sollte sich eine Pflegeeinrichtung auf eine Prüfung vorbereiten?
Wirklich hilfreich für eine Qualitätsprüfung ist es, wenn wir Ansprechpartner haben, die die Pflegebedürftigen kennen. Das muss nicht immer die Pflegedienstleitung sein. Vielleicht ist die wichtigste Form der Vorbereitung, sich zu überlegen, welche Mitarbeiter im Rahmen der Prüfung zur Verfügung stehen sollen, um über die Pflegebedürftigen zu berichten.
Aber die Einrichtung weiß doch vorher nicht, für wen Sie sich interessieren?
Richtig, aber man kann sich schon Gedanken darüber machen, welche Personen aus welchen Bereichen als Gesprächspartner für die Prüfer geeignet sind. Die Pflegekräfte müssen natürlich nicht den ganzen Tag für die Prüfung zur Verfügung stehen, beim fachlichen Dialog stehen die individuellen Gegebenheiten des Pflegebedürftigen im Mittelpunkt, und hier möchten wir gerne die Sichtweise der Pflegenden berücksichtigen.
Wo gibt es die meisten Beanstandungen?
Das ist tatsächlich das Nichterkennen von Bedürfnissen und Bedarfen, die das Ausbleiben von notwendigen Pflegemaßnahmen zur Folge haben. Hier spielt die Aussage der Pflegekraft und die Pflegedokumentation eine wichtige Rolle. Das bedeutet nicht, dass eine umfangreiche Dokumentation geführt werden muss, schlanke und überschaubare Einträge reichen aus, um diese Aspekte abzubilden.
Wenn Ihre Prüfer etwas zu beanstanden haben, geben sie dann direkt eine Rückmeldung oder schreiben sie erst ihren Bericht?
Das Ergebnis einer Qualitätskontrolle ist in der Tat ein Prüfbericht, auf dessen Grundlage gegebenenfalls durch die Landesverbände der Pflegekassen Maßnahmen auferlegt werden. Wenn es aber eine Auffälligkeit oder ein Defizit gibt, sprechen wir das direkt während der Prüfung als auch im Abschlussgespräch an, sodass die Pflegeeinrichtung die Möglichkeit hat, das Thema sofort anzugehen.
Careproof bietet Seminare für Pflegeeinrichtungen an. Um welche Themen geht es?
Es geht um unterschiedliche Themen, die in den Qualitätsprüfungen immer wieder auftauchen. Oft bedanken sich die Pflegeeinrichtungen am Ende einer Prüfung für die Tipps und Anregungen und fragen, wie sie davon auch in Zukunft profitieren können. So sind wir auf die Idee gekommen, eigene Seminare anzubieten.
Online- oder Präsenzschulungen?
Beides, wobei die Nachfrage eindeutig in Richtung Webinare und Kompaktformate geht. Es ist schwieriger, eine Pflegekraft einen ganzen Tag freizustellen, als ein Zeitfenster von zwei Stunden für die Teilnahme an unseren Kurz-Webinaren zu schaffen.
Gibt es Fortbildungspunkte für Ihre Trainings?
Natürlich.
Und die Kosten?
Ein zweistündiges Webinar kostet 39,90 Euro. Das ist aus unserer Sicht sehr günstig und wir hoffen, diesen Preis noch eine Weile halten zu können.
Frank Schlerfer ist Geschäftsführer von Careproof, dem Prüfdienst des Verbandes der privaten Krankenversicherung. Seine Karriere begann er als Pflegefachkraft, war später Pflegedienstleiter und Qualitätsmanager bei ambulanten und stationären Einrichtungen und Betreibern. Seit 2010 leitet er den Prüfdienst der Privaten, seit zwei Jahren ist er Chef von Careproof. Das Unternehmen beschäftigt 20 Mitarbeiter in der Zentrale und 160 Qualitätsprüfer.