Zahl der Pflegeheime geht zurück
Auch wenn es immer mehr Pflegebedürftige gibt: Auf die Zahl der Pflegeheime wirkt es sich nicht aus. Ganz im Gegenteil: Die Zahl der Pflegeheime ist seit 2018 sogar um 1,4 Prozent gesunken. Der Markt bewegt sich immer mehr Richtung betreutes Wohnen: Hier ist das Angebot um fast 30 Prozent gewachsen, wie der Datendienstleister Pflegemarkt.com berechnet hat.
Specht Gruppe
Der Trend geht zu betreuten Wohnanlagen. Hier ein Beispiel der Specht-Gruppe in Stuhr nahe Bremen
Schon im Sommer hat der Medizinische Dienst in seinem "Report Pflegebedürftigkeit 2025" festgestellt: Die Zahl der Pflegebedürftigen, die in Heimen leben, ist verglichen mit 2014 nur minimal gestiegen, sie lag seither konstant unter einer Million. Die stagnierende Nachfrage wirkt sich auf das Angebot aus. Augenblicklich, so Pflegemarkt.com, gibt es in Deutschland rund 11.646 vollstationäre Alten- und Pflegeheime – das sind 36 Pflegeheime weniger als im Vorjahr und bedeutet einen Rückgang von 0,9 Prozent.
Bei den betreuten Wohnanlagen zeigt sich dagegen ein deutliches Wachstum – seit 2022 ist deren Zahl um 8,1 Prozent auf 8.193 Standorte gestiegen. "Betreutes Wohnen hat sich zu einer der stärksten Säulen im Pflegemarkt entwickelt“, sagt Jan Grabow, der bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon verantwortlich für den Bereich Altenpflege. Das liegt vor allem auch daran, dass das betreute Wohnen inzwischen auch mehr und mehr Service- und Pflegeleistungen kombiniert wird. So kommt es auch für Pflegebedürftige in Frage, oft selbst für Bewohner mit höheren Pflegegraden.
Mehr betreute Wohnanlagen in Planung als Pflegeheime
Auch "klassisch stationäre Betreiber“, so Grabow, nehmen dieses Angebot jetzt mehr in den Blick, etwa die Specht-Gruppe in Bremen. "Neben einem geringeren Personalbedarf fallen hier auch die vom Pflegebedürftigen zu tragenden Kosten – beziehungsweise nachgelagert vom Sozialhilfeträger – niedriger aus“, sagt der Autor des "Whitepapers zur wirtschaftlichen Lage der Gesundheits- und Sozialwirtschaft". In ambulant betreuten Wohnformen können Pflegebedürftige verschiedene Leistungen kombinieren: Sie bekommen Zuschüsse der Pflegeversicherung für ambulante Pflege und Tagespflege, außerdem übernimmt die Krankenkasse (nach SGB V) die Kosten für medizinische Behandlungspflege. In stationären Einrichtungen ist diese Kombination nicht möglich.
Gegen ein echtes Comeback der stationären Pflege sprechen der Personalmangel, die hohen Heimkosten und die Tatsache, dass viele Pflegebedürftige das betreute Wohnen bevorzugen. "Dies schließt nicht aus, dass im Einzelfall auch Neubauprojekte in der stationären Pflege erfolgreich realisiert werden können, wenn insbesondere der Personalbedarf gedeckt werden kann“, sagt Grabow. Allerdings: Mit rund 520 Projekten im Bau und mehr als 774 in Planung werden im betreuten Wohnen augenblicklich mehr Standorte entwickelt als im klassischen stationären Segment.
Kirsten Gaede