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10. Juli 2025 | 07:00 Uhr
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Zufriedenere Pflegekräfte durch Springerpools

Gibt es in Pflegeunternehmen einen Springerpool, müssen Mitarbeiter seltener aus dem Frei einspringen und haben mehr Dienstplansicherheit. Das ist das Ergebnis eines großen Modellprojekts in Bayern mit 65 Langzeitpflegeeinrichtungen im ambulanten und stationären Bereich. Es zeigt sich auch, dass die Stammbelegschaft lieber mit Pflegespringern zusammenarbeitet als mit Leiharbeitern.

Springerpools sind auch etwas für solitäre Einrichtungen  

Die Hochschule Kempten hat das Modellprojekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert. 2023 und 2024 wurden 32 Springerkonzepte erprobt. Bayern stellte für das Projekt 7,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Wissenschaftler geben in ihrem Gutachten (Passwort zum Downloaden: StMGP-2025-Gutachten-Konzepte) auch Tipps, wie sich Springerpools am besten umsetzen und refinanzieren lassen. Care vor9 hat die wichtigsten Ergebnisse in FAQs zusammengefasst. 

Was genau wurde untersucht?

Ziel war, den Einfluss von Springerkonzepten auf Ausfallmanagement, Planungsaufwand und Versorgungsqualität zu analysieren. Dafür haben die Wissenschaftler unter anderem Interviews geführt, Online-Befragungen vorgenommen und Dienstplan-Daten ausgewertet. 

Sind Springerpools auch für solitäre Einrichtungen geeignet oder braucht es eine größere Zahl an Pflegeplätzen und Mitarbeitern, damit sie sich lohnen? 

Nicht unbedingt, an dem Modellprojekt waren sowohl Solitär- als auch Verbundeinrichtungen beteiligt. Es zeigte sich, dass kleinere Einrichtungen besonders profitieren, weil dort selbst geringe Ausfälle gravierende Folgen haben.

Welche Wirkung zeigten die Springerpools bei ungeplanten Ausfällen?

Der Planungs- und Organisationsaufwand sank spürbar. Es war viel seltener nötig, kurzfristig zu improvisieren, berichten Dienstplanverantwortliche. Ausfälle wurden häufiger intern aufgefangen, Leiharbeit spielte kaum mehr eine Rolle. Gleichzeitig zeigt sich: Ohne Stammbelegschaft lassen sich Ausfälle nicht komplett abfangen, zusätzliche Bereitschaftsdienste sind sinnvoll, auch lässt sich dasa Einspringen aus dem Frei nicht komplett vermeiden.

Wie regiert die Stammbelegschaft auf Kollegen aus dem Springerpool?

Die Mitarbeitenden in Springerfunktion genießen in den Teams eine größere Akzeptanz als Zeitarbeiter, heißt es im Gutachten. Sie identifizieren sich mehr mit der Einrichtung tragen zu einer höheren Versorgungsqualität bei. 52 Prozent der befragten Stammbelegschaft empfinden die Springereinsätze als sehr entlastend, weitere 26 Prozent als etwas entlastend. Nur 9 Prozent sagen, sie spürten keine Entlastung, 13 Prozent enthielten sich der Beurteilung. 

Wie groß sollte ein Springerpool sein?

Das Gutachten der Hochschule Kempten empfiehlt:

  • 5 Prozent Mitarbeiter in Springerfunktion
  • 10 Prozent Bereitschaftsdienste
  • 1 Prozent Einspringen aus dem Frei

Diese Anteile sollen sicherstellen, dass Ausfälle auch dann bewältigt werden, wenn Krankmeldungen ungleichmäßig eingehen. Die Kombination verschiedener Flexibilitätsinstrumente sei entscheidend, sagen die Wissenschaftler.

Welche Anreize für die Springer funktionieren?

Die meisten Pflegekräfte im Springerdienst wünschen sich eine finanzielle Zulage bis zu 500 Euro pro Monat im Falle sehr hoher Flexibilität. Auch extra Urlaubstage oder Dienstwagen sind für einige attraktiv.   

Was kostet ein Springerpool?

Neben den Gehaltskosten für zusätzliches Personal entstehen laut Projekt:

  • circa 2 Prozent Mehrkosten durch Zuschläge und Boni
  • rund 50 Euro pro Tag für Bereitschaftsdienste
  • circa 50 Euro pro Schicht, wenn Bereitschaftsdienste tatsächlich einspringen

Hinzukommen oft Investitionen in Supervision, Coaching, Digitalisierung und Organisationsentwicklung.

Ob zusätzliche Stellen notwendig sind oder der Springerpool aus dem bestehenden Personal gedeckt werden kann, hängt stark von der Struktur der Einrichtung ab, heißt es im Gutachten.

Was ist für die Umsetzung wichtig?

Wichtig sind strukturierte Dienstpläne, digitale Tools, frühzeitige Planung mit Beteiligung der Teams sowie Fortbildungen für Planungsverantwortliche. Außerdem ist ein Regelwerk für Einspringen, Rufdienste und Anreize nötig. Ein besonderes Augenmerk gilt der produktiven Einbindung von Springerkräften auch an krankheitsfreien Tagen – etwa durch Schulungen, Zusatzaufgaben oder einrichtungsübergreifende Einsätze.

Der Evaluationsbericht Springermodellprojekt kann in der Cloud des Bayerischen Gesundheitsministeriums heruntergeladen werden. Um dass Gutachten in der Cloud herunterzuladen, brauchen Sie das Passwort: StMGP-2025-Gutachten-Konzepte    

Kirsten Gaede

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