Pflegeheimbewohner erhalten Notfallbetreuung per Telemedizin
Pflegebedürftige Menschen in Hamburger Pflegeheimen erhalten bei nicht lebensbedrohlichen Notfällen ab sofort eine digitale Notfallversorgung und werden nicht mehr sofort ins Krankenhaus gebracht. Ein sogenanntes "Telekonsil" verbindet geschulte Pflegekräfte mit Ärzten der Notaufnahme des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg mit Einrichtungen von Pflegen & Wohnen Hamburg. Ziel ist es, unnötige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden und die Versorgung effizienter zu gestalten.

Asklepios Kliniken
Eine Ärztin im Krankenhaus steuert die Untersuchung per Telemedizin in der Einrichtung von Pflegen & Wohnen in Hamburg-Heimfeld
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Die virtuelle Notfallversorgung setzt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Ärzten der Asklepios Klinik Hamburg-Harburg. Bei einem nicht lebensbedrohlichen Notfall erfolgt eine digitale Ersteinschätzung durch geschulte Pflegekräfte vor Ort. Über ein Diagnosetool werden relevante Gesundheitsdaten wie Vitalwerte und Bilder in Echtzeit an die Notaufnahme übermittelt. Dort analysieren Ärzte die Situation und beraten das Pflegepersonal hinsichtlich der bestmöglichen Versorgung.
Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten
Diese strukturierte Zusammenarbeit sorgt für eine sichere und zielgerichtete Notfallversorgung direkt in den Pflegeeinrichtungen. "Hier haben wir ältere, multimorbide Menschen, die aktuell unnötigerweise in die Notaufnahme transportiert werden, was für die Betroffenen extremen Stress bedeutet und Kosten für die Krankenkassen verursacht. Dies zu verhindern ist nicht nur medizinisch und ökonomisch, sondern vor allem ethisch richtig", sagt Sara Sheikhzadeh, Geschäftsführerin und Chief Medical Officer (CMO) der Asklepios Kliniken Gruppe.
Auf Basis der ärztlichen Einschätzung können Pflegekräfte bestimmte Maßnahmen eigenständig durchführen oder eine gezielte Weiterbehandlung einleiten. Ist eine weiterführende ärztliche Versorgung notwendig, unterstützt die Asklepios Klinik bei der Organisation von Terminen in Haus- oder Facharztpraxen. "Das ist ein riesiger Vorteil für alle Seiten – die Patienten, die Pflegeeinrichtungen, aber auch die Notaufnahme, die entlastet wird", betont Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg.
Weniger Stress für Pflegebedürftige
Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die gezielte Schulung von Pflegekräften. In Fortbildungen lernen Pflegekräfte, unter ärztlicher Anleitung erste Untersuchungen durchzuführen und akute Maßnahmen einzuleiten. Diese Weiterqualifizierung ermöglicht eine schnelle und kompetente Erstversorgung in der Pflegeeinrichtung.
Katja Lohmann, Geschäftsführerin von Pflegen & Wohnen Hamburg, betont: "Die Pflegekräfte erhalten mehr Steuerungskompetenz, der administrative Aufwand wird reduziert und die professionelle Rolle gestärkt." Gleichzeitig profitierten die Pflegebedürftigen, denen ein anstrengender Transport ins Krankenhaus erspart bleibt.
Das Modellprojekt basiert auf dem Paragraphen 140a SGB V, der es den Krankenkassen ermöglicht, besondere Versorgungsverträge mit qualifizierten Leistungserbringern abzuschließen. Finanziert wird das Projekt von der AOK Rheinland/Hamburg, der IKK Classic und der Techniker Krankenkasse. Kai Swoboda, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IKK Classic, sieht in der Initiative einen wichtigen Fortschritt: "Dank moderner Telemedizin lassen sich Notfälle besser einschätzen und direkt in den Einrichtungen lösen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch wertvolle Ressourcen."
Thomas Hartung