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4. Februar 2025 | 22:18 Uhr
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Warum Haus Charlottenhof auf algerische Azubis setzt

Für Praxisanleiterin Miriam Höhne-Freitag (Mitte) aus dem Haus Charlottenhof im niedersächsischen Peine sind die algerischen Pflegeschüler in ihrer Einrichtung alles andere als eine Notlösung in Zeiten des Fachkräftemangels. Sie sind für sie eine perfekte Besetzung: Seit die Algerier da sind, ist die Atmosphäre heiterer, das Team weniger angespannt. Das hat wohl auch damit zu tun, dass sie Männer sind.

Die algerischen Pflegeschüler schreiben sich mehrmals täglich mit Miriam Höhne-Freitag (Mitte) 

Aber warum nur war es Miriam Höhne-Freitag so wichtig, dass Algerier in ihrem Haus eine Ausbildung beginnen? Es gibt doch einige Hürden: die Sprache, die kulturellen Unterschiede... Die Antwort ist relativ simpel: "In der Pflege fehlen Männer. Rein weibliche Teams, so meine Beobachtung, sind keine gute Idee, gemischte Teams sind einfach viel angenehmer. Und da nun ausländische Pflegekräfte häufiger männlich sind, habe ich mich mit einem Kollegen in unserem Unternehmen unterhalten, der algerische Auszubildende beschäftigt. Der hat mir dann auf die Sprünge geholfen."

So kommt es, dass 2023 zunächst drei algerische Männer die Ausbildung starteten und voriges Jahr noch einmal sechs hinzugekommen sind ins Haus Charlottenhof, das zum Korian-Konzern gehört. "Das hat natürlich viel administrative Arbeit für uns bedeutet. Wir haben ihnen mit der Wohnungssuche, aber auch mit Dingen wie der Haftpflicht geholfen. Solche Dinge sind sehr zeitintensiv, das muss man vorher wissen. Ohne die Kollegen aus der Verwaltung hätte ich es nicht geschafft. Aber die Jungs bedanken sich heute noch bei uns."  

Die Bewohner fragen schon immer nach den algerischen Pflegeschülern

Sprachlich war es auch nicht einfach, einer hatte Sprachlevel B2, alle anderen B1. "Aber ein Syrer aus dem Kurs über ihnen spricht gut Deutsch und hat oft übersetzt." Man habe sich dann irgendwann aneinander gewöhnt, sagt Höhne-Freitag gar nicht resigniert, eher heiter.

Denn sie, oder besser die Einrichtung insgesamt, bekommt viel zurück: Die Sechs lockern die Stimmung auf, machen Witzchen und lächeln viel. Wenn sie nicht im Dienst sind, fragen die Bewohner nach ihnen. "Die sind eben nicht so norddeutsch-forsch, sondern viel höflicher und mit beeindruckendem Ernst bei der Sache. An einem Sonntag sah ich einen von ihnen, der frei hatte, im Speisesaal: Er war da, um einen Bewohner, mit dem er sich gut verstand, zu besuchen. So etwas habe bisher noch nicht erlebt."

Bewohner sind jetzt perfekt rasiert – wie aus dem Ei gepellt 

Und dann ist da noch die Sache mit der Körperbehaarung. Oder besser: der Entfernung der Körperbehaarung, die in der arabischen Welt eine große Rolle spielt. "Unsere Bewohner sehen aus wie geleckt, seit die algerischen Männer bei uns arbeiten", sagt Höhne-Freitag. Ihnen entgehen keine Nasenhaare und auch kein Haar, das aus dem Ohr herausragt. "Bärte, Augenbrauen, alles hat plötzlich Kontur."

Es ist sicherlich auch die Begeisterung der Praxisanleiterin, die den Sechs Kraft gibt. Ihr Entgegenkommen geht weiter über eine formal korrekte Betreuung hinaus. „Wir schreiben uns mehrfach täglich, sie berichten mir, wie es in der Schule läuft, und sagen mir Bescheid, wenn es irgendwo Probleme gibt“, sagt die Pflegedienstleitung. "Es ist enorm wichtig, sie an der Hand zu halten und ihnen zu versichern, dass man jederzeit ansprechbar ist."

Kirsten Gaede

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