85 Prozent der Pflegedienste müssen Neukunden ablehnen
Zwei Drittel aller ambulanten und stationären Träger mussten in den vergangenen sechs Monaten ihr Angebot wegen Personalmangels reduzieren. Dies ist das Ergebnis einer Mitgliederbefragung des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege (Devap), die der Vorsitzende Wilfried Wesemann (Foto) vorgestellt hat. So konnten etwa 47 Prozent der Pflegeheime nicht alle Plätze belegen, 85 Prozent der ambulanten Dienste mussten Neukunden ablehnen und 30 Prozent der Bestandskunden konnten ihre Leistungen nicht aufstocken.
Als Gründe für die Personalnot nannten die 246 Teilnehmer der Befragung:
- unbesetzte Stellen 27 Prozent
- langfristige Krankheitsfälle 25 Prozent
- kurzfristige Erkrankung von Mitarbeitern 25 Prozent
- Fluktuation 12 Prozent
- Verrentung 8 Prozent
Thema der seit 2023 halbjährlich stattfindenden Devap-Befragung war auch die wirtschaftliche Situation der evangelischen Träger: 72 Prozent von ihnen klagen über hohe Außenstände, etwa weil Sozialhilfeträger die Anträge nur schleppend bearbeiten und Investitionskosten nicht refinanziert werden.
Wesemann: Regelungen auf Bundesebene wegen Außenständen nötig
Die Bearbeitung der Anträge bei Sozialhilfeträgern dauere teils bis zu eineinhalb Jahren, so der Devap. Bei fast der Hälfte (48%) der Träger führten die Außenstände mittlerweile zu einer wirtschaftlichen Schieflage. "Diese Vorfinanzierung ohne Zahlung von Verzugszinsen oder ähnlichem wäre in der freien Wirtschaft undenkbar. In der gesellschaftlich so wichtigen professionellen Langzeitpflege ist dies an der Tagesordnung und führt regelmäßig bis zu Insolvenzen", so Wesemann. "Hier helfen nur Regelungen auf Bundesebene, welche die Träger vor langen Bearbeitungszeiten schützen.".
Um die Situation der Altenpflege endlich in den Fokus von Politik und Gesellschaft zu rücken, fordert Wesemann einen Pflegegipfel. Seine Vorstellungen hat der Verband in einem Strategiepapier zusammengeführt. Es trägt den Titel Trotzdem Pflege: für Jeden, zu jeder Zeit und umfasst nahezu alle Aspekte der Versorgung und Finanzierung.
Kirsten Gaede