Bayerische Bürokratie schreckt ausländische Pflegekräfte ab
In einer Reportage über die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte geht der Bayerische Rundfunk mit den Behörden des Landes hart ins Gericht. Seit März 2020 gibt es für eine Fachkraft gegen eine Gebühr von 400 Euro ein schnelleres und vereinfachtes Einreiseverfahren. Visa müssen demnach innerhalb von zwei Monaten erteilt werden. Doch Hans Kopp, Geschäftsführer der Awo München, ist nicht gut darauf zu sprechen. Denn die Vorgaben würden nicht eingehalten. Das Anwerbeverfahren könne auch mal ein Jahr lang dauern.

iStock/sunnychicka
Offenbar arbeiten die Mühlen der Behörden langsam in Bayern
Das Prozedere sei noch immer zu langwierig und zu kompliziert. Matthias Mauch will mit seiner Firma Rekruut ausländische Pflegekräfte nach ganz Deutschland holen und bestätigt dem Bayerischer Rundfunk die besonders langen Fristen im Freistaat: "Es sind in Bayern zu wenig Leute, die das machen, oder diese Leute arbeiten zu ineffizient." Er befürchtet, dass hierdurch Interessenten abspringen. Und diesen werden in Internetforen abgeraten, nach Bayern zu gehen.
Awo-Mann Kopp wünscht sich, dass Pflegekräfte bestimmte berufliche Qualifikationen und Eignungen in Deutschland nachholen können, während sie hier arbeiten. In Hessen beispielsweise sei der Start in die Pflege schon mit mittleren Deutsch-Kenntnissen möglich.
Das Problem der langen Verfahren ist offenbar bei der Landesregierung angekommen und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) stimmt zu, dass das Procedere beschleunigt werden müsse. Das Problem seien jedoch nicht die Visa, sondern die Überprüfung der beruflichen Qualifikation. Damit schiebt er den Schwarzen Peter dem Gesundheitsministerium zu. Dort ist man hingegen der Auffassung, dass die Verzögerungen an Visa und Arbeitserlaubnissen lägen und spielt den Ball zurück: "Hier ist auf die jeweils zuständige Ausländerbehörde zu verweisen", sagt eine Ministeriumssprecherin.