Der Ton zwischen Verdi und der Pflegewirtschaft wird rauer
Für ihren "Pflege-Sozialismus ist die Gewerkschaft bereit, hunderttausende Pflegebedürftige auf die Straße zu setzen", reagiert Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverband Pflege (Foto), scharf auf die Verdi-Forderung, private Pflegeunternehmen von Versorgungsverträgen auszuschließen. "Die Verdi-Chefideologen beweisen mit ihren weltfremden Vorschlägen, dass sie endgültig den Bezug zur Realität verloren haben", so der AGVP-Chef.

Clemens Hartmann
AGVP-Präsident greift die Gewerkschaft Verdi scharf an und wirft ihr "Pflege-Sozialismus" vor
Die Gewerkschaft diskreditiere die hervorragende Arbeit der Beschäftigten in privaten Heimen sowie ambulanten Diensten und setze deren Jobs aufs Spiel, sagt Greiner. "Außerdem nehmen sie billigend in Kauf, dass die Versorgung hunderttausender Pflegebedürftiger gefährdet wird. Denn ohne private Altenpflege kollabiert das gesamte System", sagt der AGVP-Präsident.
Tatsächlich betreiben private Unternehmen fast die Hälfte aller Pflegeheime und zwei Drittel der ambulanten Dienste. Eine Auflösung der Versorgungsverträge hätte zur Folge, dass private Anbieter von Pflegeleistungen diese nicht mehr über die Pflegekassen abrechnen dürften. "Die Einrichtungen müssten dann schließen", so Greiner.
AGVP fordert Rechtsanspruch auf Pflegeplatz
"Die Pflegebedürftigen brauchen keine ideologischen Schaukämpfe, sondern pragmatische Regelungen, die die pflegerische Versorgung sichern", schimpft Greiner. Private Anbieter hätten in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt, dass eine rasant steigende Zahl Pflegebedürftiger habe versorgt werden können. "Wir fordern einen individuell einklagbaren Rechtsanspruch auf einen Platz im Pflegeheim", sagt Greiner. "Privat kann sozial – auch wenn es nicht in das Weltbild der Pflege-Sozialisten passt."
Verdi hatte zur Gesundheitsministerkonferenz in Friedrichshafen am Bodensee einen Protestzug organisiert und "Versorgungsverträge nur mit kommunalen oder gemeinnützigen Pflegeeinrichtungen" gefordert. Verdi-Vorständin Sylvia Bühler sagt dazu: "Es gilt, Jahrzehnte neoliberaler Politik der Kommerzialisierung, Deregulierung und Privatisierung zu überwinden."