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19. März 2024 | 21:42 Uhr
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Gefälschte Abrechnungen bei der AOK an der Tagesordnung

Abrechnungsbetrug ist kein Ausnahmefall: Allein die AOK Nordwest verfolgt aktuell 1.362 Fälle aus allen Bereichen des Gesundheitswesens. Ein siebenköpfiges Ermittlerteam hat in den vergangenen zwei Jahren fast vier Millionen Euro von Leistungserbringern zurückgeholt, die ungerechtfertigt kassiert wurden. Besonders häufig sind Betrügereien von Pflegediensten. Wer erwischt wird, dem droht nicht nur die Rückforderung, sondern auch die Kündigung des Versorgungsvertrages.

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Fast vier Millionen Euro holte sich allein die AOK Nordwest wegen falschen Abrechnungen von den Leistungserbringern zurück

Bei den meisten Fällen von Betrug spielen gefälschte Abrechnungen eine Rolle. Oft hätten zum Beispiel Pflegedienste in Westfalen-Lippe Leistungen abgerechnet, die nie erbracht worden seien. Oder die ambulanten Dienste hätten die Qualifikation ihres Personals falsch angegeben und zu hohe Kosten berechnet, so die AOK-Ermittler in ihrem Tätigkeitsbericht für 2022 und 2023. 

Besonders dreist: In einigen Fällen haben einzelne Pflegefachkräfte das Wunder vollbracht, zeitgleich bei mehreren Patienten an unterschiedlichen Orten zu helfen. Die AOK nennt dies den Tatbestand des "Beamens". Hier habe die AOK Nordwest sämtliche entstandenen Schäden zurückgefordert.

Die rund 3,8 Millionen Euro, die sich die AOK Nordwest in den vergangenen zwei Jahren zurückgeholt hat, stammten aus allen Bereichen. Mit 2,3 Millionen Euro wurde am meisten bei Arznei- und Verbandsmitteln geschummelt. Die häusliche Krankenpflege stand für 636.000 Euro Rückforderungen, ärztliche Leistungen für 328.000 Euro, versichertenbezogene Leistungen für 281.000 Euro, Heilmittel für 110.000 Euro und zahnärztliche Leistungen für 72.000 Euro.

Der AOK-Nordwest-Chefermittler Jürgen Mosler macht allerdings auch klar, dass die meisten Leistungserbringer korrekt abrechnen. Aber schon einige wenige schwarze Schafe könnten ein schlechtes Licht auf den gesamten Leistungsbereich werfen. "Bestätigt sich der Verdacht der Abrechnungsmanipulation, schalten wir die Staatsanwaltschaft ein", sagt Mosler. Zudem werde geprüft, ob eine weitere Zusammenarbeit noch möglich sei.

Um Betrugsfällen intensiver nachzugehen, fordert die AOK mehr Spezialeinheiten der Polizei und die Einführung von speziellen Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Wirtschaftskriminalität im Gesundheitswesen. Er wünscht sich außerdem den Einsatz künstlicher Intelligenz, um Betrügereien aufzudecken und, dass "Sozialversicherungsträger relevante Daten direkt untereinander austauschen dürfen".

Thomas Hartung

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