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2. Februar 2025 | 16:53 Uhr
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Jeder zehnte Heimbewohner könnte nach Hause zurückkehren

Das Pflegeheim gilt als letzte Station im Leben. Nicht so bei Domino World, einem Unternehmen mit Pflegeeinrichtungen in Berlin und Brandenburg. Hier trainiert fast jeder Bewohner täglich mit einer Pflegekraft, zehn Prozent werden so fit, dass sie nach Hause gehen können. Jetzt will Domino World sein Training auch anderen Einrichtungen anbieten. Sogar das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat einen seiner leitenden Mitarbeiter geschickt, um sich in das Projekt einzubringen.

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Muskelaufbau ist essenziell für Menschen, die wieder selbstständig werden möchten 

Das von Domino World entwickelte Rehabilitationstraining ist eigentlich ein alter Hut. Seit gut 20 Jahren gehört das "Domino Coaching" zum Alltag in den drei Pflegeheimen von Domino World: Jeder Bewohner hat seine von Physiotherapeuten geschulte Pflegekraft, mit der er täglich trainiert.  

Ausgangspunkt war die Idee, gebrechliche Menschen nicht in "die Betten hinein zu pflegen", wie Gründer und Vorstand Lutz Karnauchow es ausdrückt, sondern ihre Ressourcen durch tägliches Training zu stärken. Deshalb werden die Einrichtungen auch nicht Pflege- oder Seniorenheim genannt, sondern "Club": Club Tegel, Club Oranienburg und Club Treptow. 

"Lange hatte Domino World einen Orchideenzüchterstatus, wir wurden belächelt. Doch jetzt erhält unser Konzept gesellschaftliches Gewicht. Es wird immer klarer, dass wir in der Altenpflege dringend einen radikalen Kurswechsel brauchen. Deshalb haben wir eine Stiftung gegründet, die das Konzept deutschlandweit bekannt machen soll", sagt Karnauchow. Jetzt gehe es darum, das Konzept so zu vereinfachen, dass andere Einrichtungen es übernehmen können. 

Rund zehn Prozent der Bewohner bleiben nur drei Monate im Heim

Die Stiftung hat inzwischen einen wissenschaftlichen Beirat, in dem auch "ein leitender Fachbeamter aus dem BMG" sitzt, sagt Karnauchow. "Domino Coaching", 2002 bereits vom Fraunhofer Institut evaluiert, wird jetzt erneut wissenschaftlich begleitet. Mit dabei ist die Alice Salomon Hochschule Berlin, die für ihren pflegewissenschaftlichen Schwerpunkt bekannt ist. Aber auch betriebswirtschaftliche Aspekte werden unter die Lupe genommen: Die Hochschule für Technik und Wirtschaft untersucht unter anderem, wie das SGB XI geändert werden muss, damit die Ausbildung auch finanziell berücksichtigt wird. "Grundsätzlich geht es aber nicht um mehr Geld, sondern darum, die Rädchen der Versorgung anders einzustellen", sagt Karnauchow.  

Domino World hat mit seinem "Domino Coaching" – es ist inzwischen eine eingetragene Marke – sehr gute Erfahrung gemacht: Circa zehn Prozent der Heimbewohner kehren nach drei Monaten wieder zurück in ihr Zuhause. "Wir machen mit denen von vornherein nur befristete Verträge. Mit den Sozialhilfeträgern haben wir vereinbart, dass sie die Hälfte der vorübergehenden Doppelfinanzierung übernehmen", erzählt Karnauchow. 

Domino World kommt mit den Pflegesätzen gut zurecht 

Unter den zehn Prozent Heimkehrern sind vor allem Bewohner, die aufgrund eines akuten Ereignisses in die Einrichtung kommen: "Das sind nicht Menschen mit Demenz oder die chronisch Schwerkranken. Das sind die Leute, die nach einem Sturz oder Schlaganfall in der stationären Langzeitpflege landen, aber das Potenzial haben, selbstständig – oder mit geringer Unterstützung – zu leben. Es handelt sich um für ein Pflegeheim im Grunde artfremde Fälle, die unser Pflegesystem überflüssigerweise belasten."

Und wie finanziert Domino World die Betreuung? Auf die Gretchenfrage antwortet Karnauchow: "Wir kommen mit den Pflegesätzen gut zurecht. Die meisten Einrichtungen haben doch Probleme, weil ihnen Mitarbeiter fehlen. Das ist bei uns nicht der Fall, denn die Arbeit ist unglaublich attraktiv: Die Pflegekräfte schreiben Reha-Pläne und machen die Bewohner wieder fit – das empfinden sie als extrem sinnvoll." Die Fluktuation liegt bei nur acht Prozent, und seit mehr als zehn Jahren hat kein Leiharbeiter mehr eine Domino-World-Einrichtung betreten. Insgesamt erwirtschaftet die Gruppe mit 820 Mitarbeitern, davon 140 Auszubildende, einen Umsatz von 50 Millionen Euro.

Kirsten Gaede

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