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10. September 2025 | 22:25 Uhr
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Pflegende Angehörige leiden finanziell weniger als gedacht

In der Diskussion über die Situation pflegender Angehöriger geht es fast immer auch um deren finanziellen Einbußen. Doch die sind letztlich weniger gravierend als bisher angenommen, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Betrachte man das monatliche Nettoeinkommen und nicht das Bruttoeinkommen betrage die durchschnittliche Differenz wegen Zahlungen wie Pflegegeld zu Nicht-Pflegenden nur 66 Euro.

Pflegende Angehörige Treppe junge und alte Frau iStock PIKSEL.jpg

In der Altersgruppe zwischen 18 und 49 Jahren pflegen 1,1 Millionen Frauen einen Angehörigen, bei den Männern sind es nur 600.000

Betrachtet man das reine Bruttoerwerbseinkommen, verdienen Pflegende tatsächlich weniger als Nicht-Pflegende: In der Altersgruppe der 18- bis unter 50-Jährigen sind es durchschnittlich 3.023 Euro im Monat, bei Gleichaltrigen ohne Pflegeverantwortung hingegen 3.607 Euro, so das IW. Bei über 50-Jährigen ergibt sich ein ähnliches Bild: Das Einkommen von Pflegenden beträgt 3.385 Euro, von Nicht-Pflegenden 4.082 Euro. 

Doch das Bruttoeinkommen sage wenig über die tatsächliche finanzielle Situation aus, heißt es in "IW-Trends: Einkommen und Pflege – Eine Analyse der finanziellen Situation von privat Pflegenden". "Berücksichtigt man Steuern, Transferleistungen und Haushaltsgröße, fällt der Unterschied deutlich geringer aus. Das mittlere monatliche Nettoäquivalenzeinkommen, also das nach Haushaltsmitgliedern bedarfsgewichtete Pro-Kopf-Einkommen, liegt bei Pflegenden bei 2.285 Euro pro Monat, bei Nicht-Pflegenden bei 2.351 Euro – eine Differenz von nur 66 Euro", so der Autor Maximilian Stockhausen. Pflegende hätten auch kein "überproportional erhöhtes Einkommensarmutsrisiko". 

Gehaltseinbußen durch Pflegegeld und Entlastungsbetrag weitgehend kompensiert 

Als Beispiele für eine Transferleistung führt das IW das Pflegegeld an, das ab Pflegegrad 2 gezahlt wird und steuerbefreit ist, aber auch den Entlastungsbetrag und den Wert von Sachleistungen. Wenn etwa der Ehepartner mehr arbeitet, als zuvor, könne das auch zur Kompensation beitragen.   

Aus den relativ geringen finanziellen Einbußen lässt sich aber nicht auf die allgemeine Lebensqualität der Pflegenden schließen: Berechnungen deuten darauf hin, so das IW, dass Pflegende in puncto Arbeitsplatz, Einkommen und Gesundheit nicht so zufrieden sind wie Nicht-Pflegende. Das trifft besonders auf pflegenden Frauen zwischen 18 und 49 Jahren zu. 

IW-Analyse basiert auf "Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)"

"Um Pflegende zu entlasten, sollte die Politik vor allem eins ermöglichen: mehr Flexibilität. Flexible Arbeitszeitmodelle und eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit könnten privat Pflegende im Alltag entlasten", sagt der Autor der IW-Analyse Maximilian Stockhausen.  

Die IW-Analyse basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer jährlichen Befragung mit rund 30.000 Teilnehmern aus 15.000 Haushalten aus dem Jahr 2022. Pflegende wurden über ihre Angaben zur täglichen Pflegezeit an Werktagen identifiziert. Für die Einkommensanalyse wurden Bruttoeinkommen und das bedarfsgewichtete Haushaltsnettoeinkommen herangezogen. Es wird auch erhoben, wie hoch der Betrag der Leistung ist, die der Befragte oder sein Haushalt aus der Pflegeversicherung pro Monat erhält.

Kirsten Gaede

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