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5. Februar 2025 | 07:00 Uhr
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Verhalten der Sozialämter belastet Pflegeheime immer stärker

Rund 60 Prozent aller Pflegeanbieter bezeichnen ihre wirtschaftliche Situation in einer Befragung des Verbands Katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) als instabil. Als Grund nennen über 30 Prozent den Fachkräftemangel. Im stationären Bereich sind es aber auch das zögerliche Zahlungsverhalten der Sozialhilfeträger (25%) sowie die langen Wartezeiten nach Abschluss der Pflegesatzverhandlungen (18%). Pflegeanbieter würden regelrecht ausgebremst, sagt VKAD-Chef Andreas Wedeking (Foto).

VKAD-Geschäftsführer Andreas Wedeking: "Pflegeeinrichtungen werden durch langwierige Verfahren regelrecht ausgebremst."

Auch für die ambulanten Pflegeanbieter ist mit 33 Prozent der Personalmangel hauptsächlicher Grund für ihre instabile wirtschaftliche Situation. Hinzu kommt für 28 Prozent von ihnen aber die ineffiziente Struktur ihrer Arbeit: Die Patienten leben häufig weit voneinander entfernt und die Leistungen, die sie erhalten, sind zu kleinformatig. Über lange Wartezeiten nach Abschluss der Pflegesatzverhandlungen klagen dagegen verhältnismäßig wenige ambulante Dienste (7%) und über schleppende Zahlungen der Sozialämter nur sechs Prozent, was vor allem damit zusammenhängt, dass Sozialhilfeträger in der ambulanten Pflege nur selten einspringen müssen. Entscheidender sind im ambulanten Bereich die hohen Fuhrparkkosten (15%).  

Egal, ob ihre wirtschaftliche Situation stabil oder instabil ist: Fast 60 Prozent der Träger sagen, dass die gesetzlich vorgegebene Bearbeitungsfrist von sechs Wochen für das Unterschriftenverfahren nach Abschluss der Pflegesatzverhandlungen regelmäßig überschritten wird – die Hälfte der Betroffenen wartet über drei Monate, 17 Prozent sogar über neun Monate und länger. In dieser Zeit seien die Einrichtungen gezwungen, laufende Kosten vorzufinanzieren, heißt es beim VKAD.

Auf Platz eins der Wunschliste: Risikozuschläge für ein stabiles Wirtschaften 

Trotzdem ist es nicht der Bürokratieabbau, der bei Trägern stationärer Einrichtungen ganz oben auf der Wunschliste steht: Es sind mit 22 Prozent der Nennungen Risikozuschläge für ein stabiles Wirtschaften. Erst danach folgen schnellere Sozialhilfezahlungen, etwa durch unbürokratische Vorfinanzierung (21 Prozent), sowie zügigere Pflegesatzverhandlungen  (16 Prozent), beispielsweise durch die Einführung von Säumniszuschlägen oder -zinsen.

Risikozuschlag bedeutet: ein Ausgleich bei unvorhersehbare Schwankungen, etwas bei schlechter Auslastung infolge von Personalmangel, steigende Personalkosten oder allgemeine Marktunsicherheiten. "Bei den Pflegesatzverhandlungen wird der Risikozuschlag den Einrichtungen aber oftmals nicht in notwendigem Maße zugestanden", sagt VKAD-Geschäftsführer Andreas Wedeking. "Deshalb gibt es auch die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Risikozuschlag von vier Prozent."

Ambulante Pflegeanbieter wünschen sich einen Abbau der Sektorengrenzen

Auch bei den Trägern ambulanter Einrichtungen stehen mit 24 Prozent Risikozuschläge ganz oben auf der Wunschliste. Es folgen: Stärkung der Digitalisierung der Pflege (18%), etwa: Finanzierung digitaler Lösungen, bundeseinheitliche digitale Abrechnung und die Anerkennung von digitalen Unterschriften sowie mehr Versorgungsvielfalt (13%) vor allem durch den Abbau der Sektorengrenzen. 

Wedekings Fazit: "Die Pflegeeinrichtungen werden durch langwierige Verfahren und ineffiziente Prozesse regelrecht ausgebremst – bis an die finanzielle Belastungsgrenze. Das Problem ist bekannt. Die Politik muss endlich handeln."

Die Befragung lief vom 9. bis 17. Januar. Zielgruppe waren die Mitglieder im Verband Katholischer Altenhilfe in Deutschland, also Träger von Einrichtungen und Diensten der Caritas. Für den stationären Bereich antworteten 257 Träger mit 726 Einrichtungen (59.246 Bewohner), für den ambulanten Bereich 113 Träger von 299 ambulanten Diensten (77.625 Patienten beziehungsweise Klienten).

Ein weiteres Thema der Befragung "VKAD-Blitzumfrage: Wirtschaftliche Situation der Langzeitpflege –  stationär und ambulant" ist die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte.   

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