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25. April 2024 | 08:00 Uhr
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Viele Wege und Irrwege zu mehr Pflegepersonal

"Das Hauptproblem ist die Personalsituation", bringt es Norbert Grote (Foto) auf den Punkt. Doch einen Masterplan für mehr Beschäftigte in der Pflege hat der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) auch nicht. Auf dem Altenpflegekongress diskutierten Experten Wege und Hindernisse zu mehr Personal. Den Beruf attraktiver zu machen, reicht alleine nicht, darüber herrscht Einigkeit. Es gehe schließlich um eine sechsstellige Zahl an Pflegekräften, die fehlten.

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Laut BPA-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote führen mehr Geld und mehr Kompetenzen nicht zu mehr Pflegekräften

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Er gönne jedem in der Pflege einen höheren Verdienst, so der BPA-Manager. Aber dass mehr Menschen in die Pflege gehen, wenn der Beruf besser bezahlt würde, stimme nicht und sei nun empirisch widerlegt. Auch das anstehende Pflegekompetenzgesetz werde den Beruf zwar attraktiver machen, aber nicht mehr Menschen in die Pflege ziehen. "Sorry, daran glaube ich auch nicht", sagt Grote. "Die Altenpflege hatte nie ein Selbstwertproblem, sie hatte auch nie ein Problem mit der Rolle der Ärzte", es seien vielmehr die Rahmenbedingungen des Jobs.

Zustimmung kommt von Maria Loheide, Vorständin der Diakonie. "Jede Maßnahme ist wichtig, aber allein die Bezahlung wird nicht helfen." Auch sie macht die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen, die Überlastung und Unzuverlässigkeit von Dienstplänen verantwortlich. "Das muss sich ändern."

"Wir reden über Qualität, aber wir brauchen Quantität"

Stephan Baumann vom Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe legt den Finger in die Wunde. "Wir reden über Qualität, aber wir brauchen Quantität, um die Demographie zu bewältigen." Die Versorgungssicherheit sei gefährdet. "Wir müssen mit einem Ressourcenmangel eine immer weiter steigende Nachfrage befriedigen." Das sei mit dem jetzigen System nicht möglich. Die Altersentwicklung sei seit 20 Jahren bekannt und könne nicht überraschen. Doch die Politik habe immer nur Kosmetik am System vorgenommen.

Personal aus dem Ausland zu holen, ist eine von vielen Maßnahmen. Doch die Anerkennung ist zu aufwändig und zu kompliziert. Stefan Werner vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe sieht noch andere Hindernisse. Im internationale Vergleich hinke Deutschland beim Pflegeberuf hinterher und dürfe sich nicht anmaßen, zu glauben, man wisse, wie es gehe. "Wir hatten Fachkräfte aus Spanien und Italien, die sind alle wieder gegangen, weil sie gesagt haben: Ich möchte mir doch von einem Arzt nicht sagen lassen, wie Pflege funktioniert", so Werner.

Deutschland ist für Pflegekräfte wenig attraktiv

BPA-Mann Grote setzt noch einen drauf und fordert die "Kompetenzvermutung bei ausländischen Pflegefachkräften". Die dürfen bis zur Anerkennung ihres Abschlusses in der Pflege arbeiten, aber nur als Hilfskräfte. Das sei absurd und bringe nicht mehr Fachkräfte ins Land. Laut Martin Schölkopf vom Bundesgesundheitsministerium solle das noch angegangen werden. Immerhin seien die Anwerbekosten jetzt refinanzierbar, sagt der Beamte.

Pflege-Professor Heinz Rothgang warnt vor zu großer Hoffnung. "Auch in der Welt da draußen sind Fachkräfte ein knappes Gut", so der Wissenschaftler. Länder, die viel ausbilden wie die Philippinen, hätten oft eine englischsprachige Bevölkerung. Die könnten nach Großbritannien, in die USA oder nach Kanada gehen. "Der Gedanke, wir fischen die Fachkräfte ab und alle wollen nach Deutschland kommen, der ist falsch." Rothgang schlägt deshalb vor, Pflegefachkräfte vor Ort auszubilden, dort Deutsch zu lernen und den letzten Teil ihrer Ausbildung in Deutschland zu absolvieren. 

Pflegeheime müssen ihre Organisation fit machen

Rothgang hat die neue Personalbemessung mitgestaltet und hält sie auch angesichts des Personalmangels für weiter richtig. Danach braucht fachgerechte Pflege ein Drittel mehr Personal. Allerdings vor allem Assistenzkräfte betont der Professor. Fachkräfte seien ein sehr knappes Gut und müssten einfache Tätigkeiten delegieren und steuern. 

Die starre Fachkraftquote fällt und die Zahl der notwendigen Fachkräfte richtet sich nach den Pflegegraden der Bewohner. Die Organisation in vielen Pflegeheimen sei darauf aber nicht ausgelegt, sondern "eher spontan", so Rothgang. Er sieht deshalb eine Hauptaufgabe der Pflegeeinrichtungen in der Organisationsentwicklung. 

Für die Verhandlungen mit den Kassen rät er, Obergrenzen zu vereinbaren und nicht freiwillig zu verzichten. Einrichtungen sollten das Gesetz ausreizen und dann versuchen, das Personal zu bekommen. Es klinge zwar paradox, neue Stellen zu schaffen, obwohl man die alten nicht besetzen könne. Aber der Blick müsse nach vorne gerichtet sein und Perspektiven aufzeigen. 

Berufsrückkehrer, Teilzeitkräfte, Rentner – Potenzial ist da

Auch für die Besetzung der Stellen hat Rothgang Vorschläge. Umfragen hätten gezeigt, dass eine sechsstellige Zahl an ehemaligen Beschäftigten in der Pfleger in den Beruf zurückkommen würden, wenn sich die Rahmenbedingen ändern. 

Auch Grote sieht Potenzial, zum Beispiel bei Teilzeitkräften, die aufstocken könnten, oder Rentnern, die noch fit sind. Der Zugang zu Ausbildung müsse vereinfacht werden, etwa durch Schulunterricht am Bildschirm in der Einrichtung und die Wiedereinführung des Altenpflegeberufs. Ein Hindernis sei die Diskussion über die Länge der Assistenzausbildung. Viele Bundesländer wollten ein Jahr, einige zwei. Grote befürchtet, dass es nun 18 Monaten werden, was kein Beitrag zu mehr Personal sei.

Thomas Hartung

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