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13. Februar 2025 | 16:51 Uhr
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5 Tipps gegen hohen Krankenstand in der Pflege

Googelt man "hohen Krankenstand" tauchen Tipps wie Firmenfitness und Wellnesskultur auf. Nichts davon haben Geschäftsführer Florian Heuwer (rechts) und sein Verwaltungsleiter Tino Dlugosz (links) getan. Trotzdem ist es Ihnen gelungen, den Krankenstand im Seniorenpflegeheim Heuwer in Wedel in kurzer Zeit um 42 Prozent zu senken. Ein entscheidender Grund sind Zwölf-Stunden-Schichten am Wochenende. An welchen Stellschrauben sie außerdem gedreht haben, war auf der Pro-Care-Messe zu erfahren.

Florian Heuwer (rechts) und Tino Dlugosz (Mitte) auf der Pro-Care-Bühne mit Care-vor9-Redaktionsleiterin Kirsten Gaede 

Als vor rund zwei Jahren die Vier-Tage-Woche-Diskussion aufflammte, begannen Heuwer und Dlugosz, sich über attraktive Arbeitszeiten Gedanken zu machen. Die Vier-Tage-Woche war für das kleine Familienunternehmen südlich von Hamburg mit seinen 40 Plätzen und 18 Pflegekräften keine Option. Aber die beiden überlegten in eine andre Richtung: Wenn die Mitarbeiter nur an einem Wochenende im Monat arbeiten müssten, würde das für sie einen echten Vorteil bedeuten. So kamen sie auf die Idee der Zwölf-Stunden-Schichten am Wochenende. Mit dem wäre es nämlich möglich, tagsüber nur mit der Hälfte des Personals auszukommen.   

85 Prozent sind dafür, die Zwölf-Stunden-Schichten fortzusetzen  

Wie das System genau funktioniert, wie sie die Bewilligung von der Berufsgenossenschaft und dem Amt für Arbeitsschutz erhalten haben – darüber berichtete Care vor9 bereits im Sommer vorigen Jahres. Am Mittwoch nun konnten Heuwer und Dlugosz auf der Pro-Care-Bühne berichten, was sich seit Einführung des neuen Arbeitszeitmodells im Mai 2024 getan hat: Der Krankenstand ist um 42 Prozent gesunken, 85 Prozent der Pflegekräfte bejahen das neue Arbeitszeitmodell und möchten, dass es fortgesetzt wird.

Für die positive Wirkung des neuen Arbeitszeitmodells gibt es vor allem zwei Erklärungen:

  • Ein zusätzliches freies Wochenende macht schlicht zufriedener und ist damit gesundheitsfördernd.
  • In einem Team gibt es meistens einige wenige, die sich krankmelden – vorzugsweise am Wochenende und ums Wochenende herum –, ohne wirklich krank zu sein. Wenn sie nun aber nur noch an einem Wochenende im Monat Dienst haben, nimmt die Neigung, sich krankzumelden, ab.     

Auch wenn das Zwölf-Stunden-Schichtsystem die schillerndste Veränderung im Seniorenpflegeheim Heuwer darstellt: Dlugosz und Heuwer haben drei weitere Stellschrauben bewegt, um den Krankenstand zu senken:

  • Die Mitarbeiter können durch die digitale Dienstplangestaltung ihre Wünsche unkompliziert einbringen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand krankmeldet, weil ein aus seiner Sicht wichtiger Termin in seine Arbeitszeit fällt.        
  • Es kommt gelegentlich vor, so Heuwer auf der Pro Care, dass sich Kollegen krankmelden, weil sie im Dienstplan sehen, dass sie an einem bestimmten Tag mit einem von ihnen nicht besonders geschätzten Kollegen gemeinsam eingeteilt sind. Heuwer und Dlugosz haben den digitalen Dienstplan deshalb absolut datenschutzkonform einrichten lassen: Jeder kann nur noch seine eigenen Dienstzeiten sehen, aber nicht die der anderen.     
  • Dlugosz nennt als weiteren Grund Führung auf Augenhöhe. "Ein Beispiel: Wenn der Dienstplan fertig geschrieben ist, fragen wir jeden, ob das für ihn auch passe, und vermerken bei positiver Antwort 'abgesprochen'. Das machen wir auch, wenn es Änderungen gegeben hat. Auf diese Weise stellen wir Augenhöhe und auf beiden Seiten Verbindlichkeit her."             

Weniger Krankheitstage durch längere AU-Frist    

Auf die fünfte Idee zu Reduzierung der Krankheitstage hat eine Zuschauerin der Session auf der Pro Care die beiden gebracht. "Muss man bei Ihnen schon am ersten Krankheitstag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung einreichen?", fragte sie. "Wenn ja, führt das möglicherweise zu längeren Krankmeldungen. Denn immer, wenn ich zum Arzt gehe wegen einer AU, schreibt er mich in der Regel mindestens drei Tage krank. Es gibt aber viele Fälle, in denen man nur einen Tag oder zwei Tage außer Gefecht gesetzt ist, etwa bei Menstruations- oder Kopfschmerzen. Ich glaube, eine Drei-Tages-Frist für die AU-Bescheinigung ist deshalb sinnvoller." Heuwer und Dlugosz haben auf der Rückfahrt von der Pro Care beschlossen, den Vorschlag der Zuhörerin umzusetzen.

Kirsten Gaede      

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