1,3 Millionen weniger Klinikaufenthalte durch bessere Pflege
Eine gewagte These stellt der Barmer Pflegereport 2023 in den Raum. "Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte bei Pflegebedürftigen wären jährlich potenziell vermeidbar, wenn Patientinnen und Patienten besser versorgt würden", schreibt die Kasse. "Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt", sagt Barmer-Vorstandschef Christoph Straub. Die Diakonie widerspricht nicht, fragt aber nach der Finanzierung einer intensiveren Betreuung.
DRACO® Muster kostenfrei bestellen und testen
Möchtest du unsere Wundauflagen auf Herz und Nieren testen? Sehr gerne! Bestelle ganz einfach kostenfreie Muster in unterschiedlichen Größen und aus verschiedenen Produktkategorien, wie z. B. den DracoSuperabsorber in 10 x 10 cm oder 10 x 20 cm. Jetzt kostenfrei bestellen
Um die Versorgung zu verbessern, "brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen", so der Kassenvorsitzende, die Bund und Länder im Rahmen der aktuell diskutierten Krankenhausreform etablieren müssten. "Sektorenübergreifende Einrichtungen könnten verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen", sagt Straub. Vor allem Menschen in dünn besiedelten Gebieten könnten so wohnortnah effizienter versorgt werden. Dies könne Krankenhausaufenthalte vermeiden.
Bricht man die Zahl 1,3 Millionen im Jahr herunter, sind laut Barmer jeden Monat über 100.000 Krankenhauseinweisungen von pflegebedürftigen und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehenden Patienten überflüssig. Dazu zählt die Barmer zum Beispiel Herzinsuffizienz mit monatlich rund 15.900 Krankenhausfällen und Diabetes mellitus Typ 2 mit etwa 4.000 Fällen. Die Menschen könnten auch von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim behandelt werden.
Rothgang verlangt bessere Rahmenbedingungen
Pflegewissenschaftler Professor Heinz Rothgang stimmt hier zu. "Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen", betont der Pflegereport-Autor von der Universität Bremen. Knapp ein Viertel aller Krankenhauspatienten im vergangenen Jahr war demnach bereits vor der Aufnahme in die Klinik pflegebedürftig. Knapp zwei Prozent wurden dies unmittelbar im Anschluss an die stationäre Behandlung, so die Auswertung von fast einer Viertelmillion Krankenhausaufenthalten. Und: "Wer nach einem Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wird, liegt zuvor länger in der Klinik."
Ein weiterer Faktor für eine verzögerte Entlassung aus der Klinik sei, dass die Pflege zuhause oft erst organisiert werden müsse. Der stationäre Aufenthalt verlängere sich sogar um mehr als sechs Tage, wenn ihm eine Kurzzeitpflege folge. "Deshalb ist die Kurzzeitpflege so wichtig", sagt Rothgang. "Sie hilft insbesondere dabei, die Zeit bis zum Wechsel in ein Arrangement mit einem höheren Anteil formeller Pflege zu überbrücken." Hier sein Video-Statement zum Pflegereport:
Sie haben der Darstellung dieses Inhalts nicht zugestimmt. Mit Ihrer Erlaubnis wird der Inhalt angezeigt. Dann werden bestimmte Daten an eine dritte Partei übermittelt.
Barmer-Chef Straub sieht die Pflege in einer neuen Rolle. "Schon aufgrund des Personalmangels ist es dringend erforderlich, Pflegeberufe weiter aufzuwerten. Gut ausgebildete Pflegekräfte könnten ärztliche Leistungen übernehmen, wo es sinnvoll und möglich ist". Angesichts des Personalmangels in der Pflege müssten vorhandene Ressourcen effizienter eingesetzt werden.
Diakonie fragt nach Refinanzierung
Die Diakonie Deutschland hat schnell auf den Pflegereport reagiert. "Gute Pflege trägt entscheidend dazu bei, dass kranke Menschen nicht ins Krankenhaus müssen", sagt Sozialvorständin Maria Loheide. "Pflegefachpersonen erbringen nicht nur die ärztlich verordneten Leistungen, sondern koordinieren und klären die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen. Sie halten zum Beispiel Kontakt zur Arztpraxis und organisieren bei Bedarf eine Haushaltshilfe." Doch all diese Tätigkeiten müssten auch ausreichend vergütet werden. Dies sei derzeit nicht der Fall.
Den kompletten Barmer Pflegereport 2023 können Interessierte kostenlos aus dem Internet herunterladen.
Thomas Hartung