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8. Mai 2023 | 07:00 Uhr
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Abwarten ist bei der Telematik die falsche Taktik

Der verpflichtende Anschluss von Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) erhitzt die Gemüter, zeigte die Diskussion zum Auftakt der BAD-Unternehmertage in Frankfurt. Die Mitglieder des Bundesverbands Ambulanter Dienste und Stationäre Einrichtungen sind gespalten. Die einen halten die Einbindung der Langzeitpflege über überfällig, die anderen befürchten ein Chaos. Der Verband rät auf jeden Fall, mit den Vorbereitungen nicht zu warten.

Digitalisierung Gesundheitswesen Foto iStock NicoElNino

Die Anbindung der Pflege an die Telematikinfrastruktur trifft auf viele Skeptiker

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Viele Fragen zur Einführung der TI bleiben noch unbeantwortet, resümiert Eileen Homann, Juristin und Referentin beim BAD Hessen und Rheinland-Pfalz. Dennoch wäre es für Pflegedienste und Einrichtungen falsch, sich zurückzulehnen und erst einmal abzuwarten. Das Gesetz sei beschlossen und der Anschluss der Pflege an die TI werde zum Jahreswechsel Pflicht. 

Notwendige Ausweise besorgen, dauert Monate

Dies sei weniger Zeit, als es zunächst erscheine. Denn zunächst müsse jede Fachkraft in den Unternehmen einen elektronische Heilberufeausweis, kurz eHBA, beantragen. Ohne dieses Kärtchen bekommen die Beschäftigten keinen Zugang zu dem Netzwerk. Vom Antrag bis zur Ausstellung des Kärtchens können nach Homanns Erfahrung sechs bis zwölf Wochen ins Land gehen. 

Erst danach sollten Unternehmen die SMC-Karte beantragen, was für Security Module Card steht. Die Ausstellung der SMC-Karte dauert noch einmal zwischen sechs und zwölf Wochen. Sie regelt den Anschluss des Pflegeanbieters an das TI-Netzwerk, zum Beispiel, auf Daten von welchen Personen eine Einrichtung Zugang hat. Mit dem Bestellen beider Karten sollten Pflegeunternehmen am besten gleich anfangen.

Förderung wird nicht alle Kosten abdecken

Zudem braucht es für die Anbindung an die TI Hardware. Einmal einen eHealth-Konnektor, eine Art Router sowie ein Kartenterminal, mit dem die Einrichtung und die Fachkräfte Zugriff erhalten. All das gibt es natürlich nicht umsonst. Einige tausend Euro kommen schnell zusammen, auch für die Schnittstelle zum hauseigenen Verwaltungssystem. Laut Homann gibt es zwei verschiedene Töpfe, aus denen die Einrichtungen finanziell unterstützt werden. Wichtig auch hier, dass die Anträge dafür bis spätestens Ende des Jahres gestellt sind.

Und warum der ganze Aufwand? Die TI soll Einrichtungen entlasten, zum Beispiel, indem Pflegekräfte die elektronische Patientenakte ihrer Kunden einsehen können. Ärztliche Anordnungen und Medikationspläne wären dann schnell und einfach zur Hand. Umgekehrt würden Pflegeberichte- und nachweise über die TI erfasst und für andere zugänglich. Handschriftliche Aufzeichnungen sollten dann der Vergangenheit angehören.

Praktiker zwischen Hoffnung und Furcht vor Chaos

Unter den Praktikern auf dem BAD-Unternehmertag in Frankfurt überwog allerdings die Skepsis. Bei vielen Pflegediensten gibt es nur einen zentralen Computer. Der Zugang und das Erfassen von Berichten durch alle Pflegekräfte erschien vielen in der Praxis nicht umsetzbar. Sie befürchten Chaos, weil nicht klar sei, was genau jeder dürfe. Offen sei auch, was die Pflegekräfte tatsächlich in den Patientenakten vorfänden. Bisher werde die elektronische Patientenakte kaum genutzt. 

Es gibt aber auch andere Stimmen. "Wie müssen endlich vom Papierkorb weg", formulierte es ein Pflegeunternehmer. Das Gesetz sei nun mal da und es werde Zeit, dass die Digitalisierung in der Pflege einziehe, meinte ein anderer. Die Pflege hinke bei diesem Thema weit hinterher und der Druck aus der Politik sei nötig.

BAD auf Tournee durch Deutschland

Der Unternehmertag in Frankfurt bildete den Auftakt für eine Tour des BAD durch Deutschland. Am morgigen Dienstag, 9. Mai, geht es parallel in Essen (Nordrhein-Westfalen) und Gensingen (Rheinland-Pfalz) weiter. Es folgen am Donnerstag, 11. Mai, Hannover und Erfurt, am 23. Mai Berlin und am 25. Mai München. Hauptthemen sind die Digitalisierung, Erfahrungen mit der Generalistik und der Tariftreue sowie die Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst.

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